Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Freitag, 9. Dezember 2011

Ein katholischer Oberhäuptling


„Zum Wiegenlied hat man ihm einst nicht gesungen“, schreibt P. Rindermann, „dass er der Oberhäuptling des Basutolandes sein werde. Er war nämlich der zweite Sohn des Oberhäuptlings Lerotholi und wurde im Jahre 1871 oder 1872 geboren. Er ist ein Enkelkind des Gründers der Basutonation (heute Lesotho), Moshesh. Beim Tode Lerotholis folgte diesem sein ältester Sohn Letsie II. als Oberhäuptling.
Griffith wurde Häuptling des Distriktes Guthing im südlichen Teile des Basutolandes. Er führte wie die übrigen Häuptlinge das Leben eines wahren Basutos. Er war der Vielweiberei ergeben und hatte 25 Frauen. Vielleicht noch mehr als seine Frauen liebte er seine Flasche. Täglich war er berauscht, und der Alkohol hatte so sehr seine Gesundheit zerrüttet, dass ihm die Ärzte nur noch sechs Monate zu leben versprachen.
Da auf einmal gab ein Traum seinem frivolen Leben eine andere Richtung. Es erschien ihm im Traum einer seiner Ahnen und forderte ihn auf, seine Seele zu retten und seinen bisherigen Lebenswandel zu ändern. Liebevoll ihn anschauend, zeigte ihm  jener zwei Wege, der eine eine bequeme Straße, der andere ein holperiger, rauer Pfad. Diesen schmalen Pfad finde er in der katholischen Kirche, und den müsse er gehen, um sein Glück zu finden. Dieser Traum beunruhigte Griffith sehr, sodass er am nächsten Tag den Rektor der katholischen Missionen zu Bethel rufen ließ und um Aufnahme in die katholische Kirche bat.
P. Fouloneau stellte ihm die Bedingungen, unter denen er ihn aufnehmen wolle: Verzicht auf seine Frauen und den Alkohol. Der Häuptling versprach es unter Tränen; jedoch der Missionär zweifelte, ob er Wort halten werde. Mit Hilfe der göttlichen Gnade hat sein eisenstarker Wille über diese beiden Laster den Sieg davongetragen; es kostete ihn manchen heißen Kampf. Griffith wurde unter die Zahl der Katechumenen aufgenommen und kam regelmäßig zum Unterrichte. Wie jeder gewöhnliche Basuto musste er seinen Katechismus aufsagen. Er unterschied sich nur dadurch von den anderen, dass er stets mit gespannter Aufmerksamkeit dem Vortrage des Missionärs folgte und mit seinem geweckten Verstande die Erklärungen der heiligen Glaubenswahrheiten leichter und schneller erfasste.
Nach zweijährigem Katechumenat sollte er in den Schoß der wahren Kirche aufgenommen werden. Der 6. Oktober war für die Taufe festgesetzt. Die katholische Mission bot alles auf, um diesen Tag zu einem feierlichen zu gestalten. Da voraussichtlich die Missionskirche die zum Fest herbeiströmende Menge nicht fassen würde, beschloss der Pater, die Feierlichkeit unter freiem Himmel abzuhalten. Von nah und fern eilten am Morgen des 6. Oktober die Christen und Heiden zur Mission. Außer dem Häuptling sollten noch 106 Katechumenen getauft werden, darunter die Gemahlin Griffiths und seine zwei Töchter. P. Fouloneau hatte den eingeborenen Priester Andreas (P. Andreas ist ein Zulu . Er spricht sechs Sprachen, Englisch, Deutsch, Italienisch, Afrikaans, Zulu und Sesuto. Seine Stuiden machte er an der Propaganda in Rom und wirkt augenblicklich unter den Heidnischen Zulus) aus Natal zur Tauffeier eingeladen, um den Glanz des Tages zu heben.
Obwohl selbst mit Arbeiten überladen und fast unentbehrlich auf seiner Mission, hatte dieser seeleneifrige Priester das Opfer einer beschwerlichen Reise nicht gescheut und sich nach Bethel begeben. Am Tage selbst sang er das Hochamt und hielt die Festpredigt. Die Feier der Taufe begann um 1 Uhr und endigte gegen 4 Uhr. Im Auftrag des Apostol. Vikars Cenez O.M.I. spendete P. Pennerath, Superior und Direktor der Mission in Roma, die heilige Taufe. In zwei großen Halbkreisen waren die Täuflingen aufgestellt. Während der Priester die erhabenen Zeremonien vornahm, erklärte ein Christ in der Sesutosprache den Sinn der einzelnen Handlungen. Christen sowohl als auch Heiden waren sichtlich von der Erhabenheit der Feier ergriffen, und vielleicht manch hartes Heidenherz ist vom Strahl der göttlichen Gnade getroffen worden in jener feierlichen Stunde.
Hierauf folgte eine bescheidene weltliche Feier. Griffith hatte 24 Ochsen und 200 Schafen schlachten lassen und zeigte sich an seinem Ehrentage als großmütiger Gastgeber. Auch für die nötigen Getränke war gesorgt, denn große Krüge mit dem köstlichen Lething — leichtes Kaffernbier — standen jedermann in reichlichstem Maße zur Verfügung. P. Pennerath hielt bei dieser Gelegenheit eine Ansprache, worin er die große Bedeutung des Tages hervorhob und zugleich auf die wunderbare Ausbreitung der katholischen Kirche im Basutoland hinwies. Vor 50 Jahren habe Moshesh ein kleines Bäumchen in Roma gepflanzt. Jetzt ist es ein großer Baum geworden, der seine Äste über das ganze Basutoland ausstrecke. Heute trage er eine edle Frucht, indem Griffith, ein Enkelkind des großen Moshesh, durch die heilige Taufe ein Mitglied dieser Kirche geworden sei. Niemand aber ahnte bei der Feier, dass dieser Mann bald an der Spitze der gesamten Basutonation stehen werde (Anm.: diesen Teil lasse ich wegen gewisser Längen weg.)
Viele haben wohl die Fragen gestellt: Wird Griffith als Oberhäuptling seinem katholischen Glauben treu bleiben? Kurz nach dem Tode Letsies II. wagte ein Häuptling ihm zu sagen: ‚Morena (Häuptling), du bist bald unser König, dann musst du auch leben wie die übrigen deiner Ahnen‘, d. h. das heidnische Leben eines Basuto führen. 

Griffith gab ihm eine eines Königs würdige Antwort: ‚Meinen Titel Oberhäuptling könnt ihr haben, aber meinen Glauben lasse ich mir nicht nehmen.‘ Möge Oberhäuptling Griffith seinen echten katholischen Gesinnungen treu bleiben! Das wird dem Basutoland und auch der katholischen Mission viel Segen bringen.
(Aus: die katholischen Missionen, 1914)
Griffith ist wohl Nathaniel Griffith Lerothodi, m. E. der Urgroßonkel des jetzigen Königs von Lesotho, Letsie III, ebenfalls ein Katholik.