Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Samstag, 28. Januar 2012

Entwicklung der Mission im Nildelta —Fanatismus der Mohammedaner (Teil 2)


Leider sollte am 13. Mai dieses Jahres der unter der Asche glimmende Fanatismus wieder in hellen Flammen aufschlagen. Gegen 50 Ortschaften des Deltagebietes wurden um diese Zeit Opfer von Brandstiftung, wobei nach amtlichen Listen 50 Personen das Leben einbüßten; doch soll diese Zahl nach den Berichten der Missionäre unter der Wahrheit bleiben. Wie es sich nicht anders erwarten lässt, legte die fanatische Bevölkerung die Brandstiftung den Christen zur Last, und die ersten Opfer der Volkswut sollten zwei Missionäre sein. 

P. Chabert, der Obere von Zagazig, und P. Youens hatten sich, sobald sie die geröteten Rauchwolken aufsteigen sahen, zur Hilfeleistung nach dem 6 km entfernten Dorfe Khanaiat begeben. Kaum auf der Brandstätte angelangt, wurden sie von bewaffneten Fellahmännern und –frauen mit wildem Geschrei und Todesdrohungen empfangen. 
Der Hinweis auf die gespendeten Wohltaten fruchtete nichts, und ebenso wenig richtete die Einsprache gutgesinnter Mohammedaner und Beamten aus. 
Die Missionäre wurden mit Stöcken geschlagen, dass ihnen das Blut aus Mund und Nase strömte. Schon machten sie sich zum Opfertode bereit und erhoben die Hand zur gegenseitigen Lossprechung. Da wurde P. Chaberts erhobene Rechte durch einen Stockschlag niedergeschmettert und P. Youens beinahe erdrosselt.
Die rasende Menge schickte sich bereits an, die beiden Bekenner ins Feuer zu werfen. Im Augenblick der höchsten Not gelang es dem Polizeichef im Verein mit mehreren mutigen Männern, die Opfer der Rotte zu entreißen und in die I. Klasse eines bereitstehenden Eisenbahnzuges zu retten. 

In einem erbarmungswürdigen Zustand kamen die beiden Patres in Zagazig an: ohne Hut, die Soutane zerfetzt, Gesicht und Hände mit Blut und Staub beschmutzt. Auf das energische Einschreiten des bevollmächtigten Vertreters Frankreichs wurde ihnen 14 Tage hernach volle Sühne zuteil. Seine Exzellenz der Mudir (Gouverneur) der Provinz Charkieh, an der Spitze von etwa 20 Ortsvorstehern und 50 einflussreichen Persönlichkeiten und in Gesellschaft des französischen und englischen Konsuls, begleitete die Patres in das schuldige Dorf. 

Der Mudir warf den Ortsbehörden Mangel an Energie vor und wies die Einwohner auf die Wohltaten hin, welche ihre Kinder und Kranken den Missionären zu verdanken haben. Die Lokalbehörden mussten feierliche Abbitte leisten.
Es ist dies der erste gewalttätige Angriff auf die Missionäre seit ihrer Ankunft im Jahr 1877.

(Aus: die katholischen Missionen, 1903)