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Dienstag, 27. November 2012

Auffindung der verborgenen japanischen Märtyrerkirche (Teil 2)

Die Kathedrale von Urakami nach dem Atombombenangriff auf Nagasaki (Quelle)

Fortsetzung von hier

Die Regierung glaubte, die christliche Religion bis auf die Wurzeln vertilgt zu haben; aber sie hatte nicht mit dem Mute der schlichten Bauern von Urakami gerechnet.
Diese erhoben jetzt in allen Gegenden des Kaiserreiches die Fahne Christi und nötigten durch ihr musterhaftes Leben, ihre Geduld und Sanftmut selbst den höchsten Kreisen Achtung ab und gewannen mehr als einen ihrer früheren Gegner für die verfolgte Lehre Christi.


Im Jahr 1873 wurde das Verbannungsdekret plötzlich aufgehoben. Veranlassung dazu gaben die dringenden Vorstellungen einer japanischen Gesandtschaft, die damals Europa besuchte und wegen der Katholikenverfolgung überall auf einen kühlen Empfang gestoßen war.


Freudig kehrten die Christen — 660 waren den Mühseligkeiten erlegen — in ihre Heimat zurück. Aber was war aus dem schönen Tal geworden! Die Häuser lagen in Trümmern, auf den Feldern wucherten Dornen und anderes Unkraut, und im folgenden Jahr warf ein furchtbarer Sturm die in Eile wieder aufgebauten Hütten zu Boden und vernichtete die Ernte. Dazu kamen die Pocken und die Ruhr, die unter der armen, ausgehungerten Bevölkerung zahlreiche Opfer forderte.


Aber die Überlebenden ließen sich nicht entmutigen. Arbeit und genügsames Leben halfen ihnen allmählich auf, und als vier Jahre später die Familie des Statthalters, die seit Jahrhunderten die Gegend geknechtet hatte, Haus und Hof verkaufen musste, durften sie es wagen, durch freiwillige Zeichnung der erforderlichen Summe den Ort und das Haus, wo das Kreuz so lange mit Füßen getreten worden war, in ihren Besitz zu bringen und in ein Gotteshaus zu verwandeln.


Nun konnte die Christengemeinde von Urakami sich ruhig entwickeln. Immer mehr wuchs die Zahl, und heute leben in dem schönen Tal 6800 Katholiken. Sie bilden die größte katholische Gemeinde Japans und stellen die meisten Kandidaten für den einheimischen Welt- und Ordensklerus.


Leider fehlt den mutigen Bekennern bis auf den heutigen Tag ein würdiges Gotteshaus. P. Fraineau hatte schon im Jahre 1894 den Bau einer großen Kirche begonnen; aber die Kriege mit China (1896) und mit Russland (1904) brachte das Werk zum Stocken. Dazu sank mit der Eröffnung neuer Häfen, die den Handel von Nagasaki ablenkten, der Vermögensstand der Katholiken beträchtlich. 


Im Innersten durch diese Heimsuchungen getroffen starb P. Fraineau plötzlich am 24. Januar 1911 und hinterließ mir, seinem Nachfolger, ein trauriges, schweres Erbe. Zwar gelang es mir, den Rohbau fertigzustellen; aber damit sind meine Mittel erschöpft.

Die Bekennerkirche von Urakami gehört sicher zu den trostreichen Eroberungen des Kreuzes seit den Tagen eines hl. Franz Xaver. Sie verdient, dass in ihr ein Denkmal des Sieges über das Heidentum entstehe.


Wohl wissen wir Missionäre, was die Not der Zeit an Opfern für die nächste Umgebung verlangt; aber das katholische Herz weiß nichts von engen Schranken, und so empfehle ich vertrauensvoll allen Lesern meine große Christengemeinde. 


Der fünfzigjährige Erinnerungstag an die Auffindung der katholischen Überreste aus langen schweren Tagen der Verfolgung möge den Bekennern und Nachkommen von Märtyrern ein Glück bringen, nach dem sie sich nun schon mehr als zwanzig Jahre sehnen.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Die Christen von Urakami mussten auch im 20. Jahrhundert große Trübsal erdulden, denn Urakami war der exakte Bodennullpunkt der Atombombe, die am 9. August 1945 auf Nagasaki abgeworfen wurde.