Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Samstag, 31. März 2012

Der Rosenkranz bei den Südsee-Insulanern


Joseph Mataafa, Oberhäuptling von Samoa, mit Rosenkranz um den Hals


Im Jahre 1837 langten die zwei ersten Missionäre auf den Inseln von Zentral- und Westozeanien, P. Bataillon auf Wallis und der ehrwürdige P. Chanel, dessen Seligsprechung unmittelbar bevorsteht [bereits heiliggesprochen], auf Futuna, mit je einem Laienbruder an. Mit der Sprache noch gänzlich unbekannt, mussten sie anfangs einer direkten apostolischen Tätigkeit sich gänzlich enthalten.
Da sie also zu den Menschen von Gott nicht sprechen, durften, verlegten sie sich um so mehr darauf, zu Gott von den Menschen zu sprechen. Die Waffe des lebendigen Wortes konnten sie nicht gebrauchen, aber die Waffe des Gebetes in Anwendung zu bringen konnte ihnen niemand wehren.
Sie griffen daher als wahre Mitglieder der Gesellschaft Mariä zur mächtigen, unbesieglichen Waffe des heiligen Rosenkranzes, und mit dieser Waffe in der Hand trugen sie einen glänzenden und glorreichen Sieg davon.
Als P. Chanel, dieser ehrwürdige Apostel und Märtyrer, den Rosenkranz in der Hand, die Ortschaften durcheilte und so den Boden seines Arbeitsfeldes mit Ave Marias gleichsam besäte und mit Gnaden betaute, da fragten sich neugierig die Insulaner untereinander: „Was bedeutet denn diese kleine Kette, welche diese Weißen immer in den Händen tragen? Was diese Körner, die stets durch ihre Finger gleiten, und was gar die Worte, welche sie an jemand richten, den man nicht sieht?“ Das waren auch die ersten Fragen, welche sie an die Missionäre richteten, sobald diese anfingen, ihre Sprache zu verstehen.
Die Beantwortung derselben bot den Missionären Gelegenheit, den Eingeborenen die erhabensten Geheimnisse der heiligen Religion auseinanderzusetzen und ihnen die notwendigsten Gebete zu erklären und beizubringen. Die Insulaner fanden Gefallen daran.
Bald verlangten sie auch solche Ketten zu besitzen und fingen an, zuerst in europäischen Melodien, dann aber in ihren langsamen und feierlichen einheimischen Weisen die Gesetze des heiligen Rosenkranzes zu singen.
Der heilige Rosenkranz war damals, wo diese Kinder der Wildnis noch nicht lesen konnten, ihre einziges Buch, so wie er auch ihre erste Predigt und die hauptsächlichste Veranlassung zu ihrer Bekehrung gewesen war.
Aber auch heute noch fährt der heilige Rosenkranz fort, bei den Insulanern seine seelenrettende Tätigkeit auszuüben, und obgleich jetzt Bücher in allen Sprachen der Insulaner vorhanden sind, ist dennoch der Rosenkranz das populärste Buch und der verständlichste Prediger, der beständig, auch wenn die Missionäre schweigen, in Tätigkeit ist und am meisten verlorene Schäflein dem Schafstall Christi zuführt.
Dieser Prediger hat eben das Eigentümliche, dass er nicht allein „pflanzt und begießt“, sondern auch zugleich bewirkt, dass „Gott das Wachstum verleiht“. Man singt ein Gesetz vor dem Unterricht und eines nach demselben. Man singt den Rosenkranz während der heiligen Messe, beim Gang zu den Sterbenden und bei Leichenbegängnissen.
Und was das Schönste ist, allabendlich, wenn das gemeinschaftliche Gebet in der Kapelle verrichtet ist, verfügen sich die einzelnen Familien in ihre Häuser und beten daselbst mit Lauter Stimme je ein Gesetz des Rosenkranzes, indem sie dabei ein Liede singen, welches das betreffende Geheimnis des Rosenkranzes zum Gegenstand hat.
Auf diese Weise üben diese Leute nicht nur einen beständigen lebendigen Rosenkranz, dessen Geheimnisse allmonatlich gewechselt werden, sondern auch ein beständiges lebendiges Apostolat.
Da nämlich die dortigen Häuser keine Mauern zum Abschluss haben und die Ozeanier mit voller Stimme beten und singen, kann man des Abends aus allen Wohnungen weithin die Ave Marias und die frommen Lieder erschallen hören, und so kommt es, dass auch solche, die noch nicht bekehrt sind, vom bloßen Hören der Lieder die Geheimnisse und Gebete der heiligen Religion kennen lernen.
In manchen Kirchen betet man jeden Sonntag alle 15 Geheimnisse des Rosenkranzes, fünf die Männer, fünf die Frauen, fünf die Kinder. Aber auch als Privatandacht wird der Rosenkranz eifrig geübt.
Ein Neubekehrter betete 15 Jahre lang täglich alle 15 Gesetze des heiligen Rosenkranzes für die Bekehrung seiner Frau und beklagte sich manchmal beim hochwürdigsten Bischof Lamaze, dass sein Gebet nicht erhört worden sei. Endlich bei einer seiner letzten Rundreisen sah der hochw. Bischof den betreffenden Neophyten mit seiner Frau, welche nun auch den Rosenkranz um den Hals trug. „Da ist sie nun endlich“, sagte der wackere Katholik; „sie ist getauft; täglich gehen wir zur heiligen Messe und beten gemeinschaftlich in unserer Hütte den Rosenkranz zum Dank für die Bekehrung. Aber nun musst du ihr auch einen größeren Rosenkranz geben; sie hat nur einen kleinen, und sie weiß, dass ich sie auf deinen Rat hin durch den Rosenkranz bekehrt habe.“
Unseren Lesern nicht unbekannt ist sicher auch der durch die Vorgänge auf Samoa berühmt gewordene Häuptling Mataafa.
Derselbe ist Katholik und durch Msgr. Eloy, dem Vorgänger des hochw. Bischofs Lamaze, zum Christentum bekehrt worden. Was man nun immer vom Mataafas politischer Stellung halten mag, er scheint persönlich ein guter Christ zu sein, was derselbe auch schon damit bewiesen hat, dass er bei dem Schiffsunglück zu Apia bei der Rettung der Verunglückten persönlichen und tätigen Anteil genommen hat. „Unser Feind Mataafa zeigte sich höchst edel“, schreibt von ihm der Obersteuermannsgast Fik von der „Olga“. „Er hatte Wachen aufgestellt, dass nicht gestohlen werde, und alle übrigen Kanaken mussten Hilflose retten. Einem Kanaken, welcher, statt Menschen zu retten, sich eine dahertreibende Kiste mit Tabak angeeignet hatte, soll einer der Häuptlinge den Kopf abgeschlagen haben.“
Von diesem Mataafa, der die Feindesliebe so edel übte, berichten die Missionäre, dass er jede Tage seit seiner Bekehrung den ganzen Rosenkranz betet und seit einem Jahr auch täglich den Schmerzhaften Rosenkranz hinzufügt und außerdem de Kreuzweg betet und der heiligen Messe beiwohnt, so oft die Nähe einer Kirche es ihm gestattet.
Man erinnert sich wohl noch, wie vor drei Jahren der hochw. Bischof Lamaze im Namen Sr.Heiligkeit des Papstes Leo XIII. der Königin von Wallis einen äußerst kostbaren Rosenkranz, dessen Körner aus Edelsteinen bestanden, als Geschenk überbrachte.
Der ganz Hofstaat und das ganze Volk war versammelt, als der hochw. Bischof in Begleitung der Offiziere eines französischen Kriegsschiffes denselben der Königin feierlich überreichte. Ehrfurchtsvoll küsste sei das Kreuz und ließ dann in ihrer Umgebung das wertvolle Geschenk von Hand zu Hand gehen. Dieser liebevolle Akt Sr. Heiligkeit hat nicht wenig dazu beigetragen, die Rosenkranzandacht bei den guten Insulanern noch zu vermehren.
Nicht mit Unrecht ist darum der hochw. Bischof und Apostolische Vikar stolz auf seinen Angehörigen, indem er glaubt, dass in dieser Beziehung seine lieben Insulaner eine hervorragende Stelle unter allen katholischen Christengemeinden der Welt einnehmen.
Indessen geben die kindlich Gesinnten Inselbewohner viel darauf, einen großen Rosenkranz zu haben, das sie gewohnt sind, denselben am Hals zu tragen, um sich immer als Kinder Mariä und der wahren Kirche ihres Sohnes zu bekennen.

(Aus : die Katholischen Missionen, 1889)

Sonntag, 25. März 2012

Ein heiliger Bischof in Kolumbien — Ezequiel Moreno y Díaz


Statue des heiligen Ezequiel Moreno y Diaz am Provinzialhaus der Rekollekten in Quezon City, Philippinen

Unter den zahlreichen Bischöfen, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Lateinamerika als Verteidiger der Kirche aufgetreten sind, befindet sich auch ein kanonisierter Heiliger: St. Ezequiel Moreno y Díaz.

Der heilige Ezequiel wurde 1848 als Sohn eines frommen Schneiders in Alfaro (La Rioja) geboren. Als 16-jähriger trat er im Nachbarort Monteagudo bei den Augustiner-Rekollekten (O.A.R.) ein, legte 1865 seine Ordensgelübde ab und wurde auf die Philippinen gesandt, wo er am 2. Juni 1871 in Manila die Heilige Priesterweihe empfing.


In den Jahren 1872-1885 wirkte er als Missionar auf den Inseln Palawan, Mindoro und Luzon unter der dort ansässigen heidnischen Bevölkerung und den weitverstreut lebenden Katholiken. Hier wirkte er auf zwei Gebieten, die den Rest seines Lebens eine besondere Rolle einnahmen: die Katechese und die Krankenpflege.
1885 kehrte er als Novizenmeister nach Spanien zurück, wo er sich besonders der Ausbildung zukünftiger Missionare widmete, um diesen seine eigene Liebe zur Ordensregel und dem Gehorsam zu vermitteln. Gleichzeitig fand er aber noch Zeit, in benachbarten Pfarreien auszuhelfen und den Bedürftigen beizustehen, denn 1887 kamen täglich rund 400 Obdachlose an die Klosterpforte, um sich ihre Mahlzeit abzuholen.


Sein endgültiges Wirkungsfeld betrat er 1888, als er sich nach Kolumbien einschiffte. Bis 1894 arbeitete er von Santafé de Bogotá aus an der Wiedererrichtung der alten Rekollektenprovinz, die in einigen Regionen des Landes seit der Unabhängigkeit 1821 brach lag. 1893 wurde er zum Apostolischen Vikar des neuerrichteten Vikariats Casanare ernannt. 


Trotz des anhaltenden Bürgerkriegs durchquerte er das gesamte Territorium, richtete Waisenhäuser für die heidnischen Indianerkinder ein, gründete katholische Vereine und förderte die Katechese. Trotz seiner Bischofswürde fungierte eine einfache Hütte als sein „Bischofspalast“.


Im Jahr 1895 wurde er zum Bischof von Pasto, einer Diözese im kolumbianisch-ecuadorianischen Grenzgebiet ernannt. In dieser Zeit tritt die Seite Morenos als Verteidiger der heiligen Religion hervor, gegen deren Einfluss auf Erziehung und Gesellschaft die Liberale Partei Kolumbiens den Aufstand probte und auch die liberalen Medien nicht mit Schmähungen gegen den heiligen Bischof sparten. Trotzdem wich er nicht zurück und geißelte die lauen Katholiken, die Parteigänger des Irrtums geworden sind:
„(…)Ihr könnt sicher sein, dass dieselbe Revolution, verschlagen wie ihr Anführer, bald jene verspotten und verachten wird, die ihr gedient haben oder sich auf die ein oder andere Weise mit ihr gutstellen wollten. Es ist ein Fehler, ein schreckliches Verbrechen gegen die Kirche und die Seelen, den Feinden Christi nachzugeben und ihnen sogar entgegenzukommen. Die als Klugheit und Mäßigung verschleierte Feigheit hat größere Verwüstung in der Kirche Gottes angerichtet als das Geschrei und die Angriffe der Glaubensfeinde.(…)“


Stets dankte er Gott für die Verfolgung. Als 1898 verschiedene Orden aus dem benachbarten Ecuador vertrieben wurden, gewährte er ihnen Unterschlupf in seinem Sprengel. Er pflegte ein gutes Verhältnis zum Bischof von Portoviejo, Msgr. Schumacher, und lobte dessen Kampf gegen die freimaurerische Revolution in Ecuador bei der Predigt zu seinem Requiem. 


Besonders unterstützte der hl. Ezequiel die Orden in seiner Diözese, wobei er natürlich seinem eigenen besondere Zuneigung erwies. Doch auch den Weltklerus förderte er und schickte sogar zwei Seminaristen für weiterführende Studien nach Rom. Eine große Liebe zeigte er für die Kranken, nach deren Befinden er sich bei seinen Hirtenbesuchen stets erkundigte.


Wie alle Heiligen führte er ein strenges Bußleben und verstärkte seine Abtötungen noch, um so von Gott die Rettung der Sünder zu erflehen. Auch förderte er die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu.
Besonders augenscheinlich wurde seine Heiligkeit während der Krankheit, die zu seinem Tode führen sollte.
Im Jahr 1905 stellte man bei Moreno y Díaz bösartige Tumore in der Nase fest, wodurch er unter ständigen Schmerzen litt. Trotzdem änderte er sein tägliches Leben nicht und ging den üblichen Arbeiten nach. „Ich habe mich in die Hände Gottes übergeben. Sein Heiliger Wille geschehe“.


Sein Klerus drängte ihn, sich behandeln zu lassen, darum trat er den Weg nach Spanien mit dem Ziel Barcelona an, und man hoffte, dass ihn dort ein bekannter Chirurg erfolgreich operieren würde. Auf dem Weg durch seine Diözese ließ er es sich nicht nehmen, noch einmal zum Marienheiligtum Virgen de Las Lajas zu pilgern und einen Diakon zu weihen.


Als er in Madrid anlangte, war sein Zustand so schlecht, dass seine Ordensbrüder die Weiterreise nach Barcelona verbaten. Am 14. Februar wurde er aufgrund der komplizierten Lage des Tumors ohne Narkose an Nase und Gaumen operiert. Voll Ergebenheit und guter Laune ertrug er die schrecklichen Qualen. Auch ein zweiter Eingriff brachte nicht die erhoffte Heilung. Trotz seiner eigenen Krankheit munterte er die anderen Patienten auf und stand ihnen in
 ihrem Leid bei.


Angesichts des nahen Endes verließ er im Mai 1906 Madrid, um sich in Monteagudo auf den Tod vorzubereiten. „Ich gehe, um bei meiner Mutter zu sterben“, sagte er in Anspielung auf den von ihm innig geliebten Wallfahrtsort Virgen del Camino.
Am 19. August 1906 starb er im Rekollektenkloster in Monteagudo.

Schon 1910 wurde von der Diözese Pasto der Seligsprechungsprozess eingeleitet.
Am 1.
November 1975 wurde er selig, am 11. Oktober 1992 heiliggesprochen. Sein Leichnam ist unverwest.

(Quellen: u.a. http://de.gloria.tv/?media=185924&fullscreen=embeded, http://www.agustinosrecoletos.com/ )

Montag, 19. März 2012

Ein Benediktinerabt bei den Aborigines (Teil 2)


New Norcia Cricket Team

Fortgesetzt von hier


An ihrer Spitze steht der gute hochw. Bischof Salvado, unterstützt von einer Anzahl Benediktiner-Ordensbrüder, Priestern und Laien. Hier erhält man eine Vorstellung von den mittelalterlichen Klöstern mit ihrem Gebets- und Arbeitsleben in Kirche und Feld. Korn, Wein, Oliven, Feigen, alle Arten von Bodenerzeugnissen werden auf dem ausgedehnten Grundbesitz gezogen.
Eingeborene Australneger singen nicht bloß in der Kirche, lernen nicht bloß in der Schule, sondern sind auch Seite an Seite mit den Mönchen in Feld und Werkstatt beschäftigt, musizieren daneben in freien Stunden mit Geige und anderen Instrumenten im Missionsorchester und spielen Cricket. Die Missions-Elf, die gelegentlich nach Perth zu einem Wettspiel kommt, kehrt durchweg als Sieger nach Hause.
Die New-Norcia-Mission verdient eine viel eingehendere Schilderung, als zu geben die Zeit mir erlaubt. Ihre philanthropische und praktische Wirksamkeit unter den Eingeborenen erstreckt sich bereits über eine Generation.(…) Aus dem gesagten ersieht man, dass sie bereits Großes erreicht, gewiss mehr als irgend eine andere Einzelorganisation in Australien es vermocht hat. Das Grundprinzip des Werkes in New Norcia liegt darin, dass es über den bloßen Schul- und Religionsunterricht hinausgeht.
Ich sah einen Vollblut-Wilden des tiefgesunkenen australischen Typus aus dieser herrlichen Mission heraustreten in zivilisierte Leben nicht bloß als guten Christen, sondern als fachkundigen Telegraphisten.“
Diese Zeugnisse beweisen, was e i n Mann mit wahrhaft apostolischem Herzen zu leisten vermag. Von Anfang an war Salvado die Seele des Ganzen, die Stütze, der Lehrmeister, Führer und Vater seiner Ordensbrüder und seiner lieben Wilden.
Um die nötigen Mittel für die mehrmals dem Untergange nahe Mission und den Ersatz für die durch den Tod geschlagenen Lücken zu finden, durchzog er vier- bis fünfmal als Bettler und Werber die Länder Europas. Seitdem er 1867 die Leitung der eingegangen Diözese Port Victoria aufgegeben, weihte er bis zu seinem Ende seine ganze Kraft und Liebe seinem Werke und seinem kleinen, eigenartigen Sprengel.
Leider geriet die Schöne Niederlassung während der letzten Jahre in solch missliche Verhältnisse, dass ihr Fortbestand bedroht schien.
Um die Zukunft seiner Gründung zu sichern, reiste der bereits 85jährige Greis noch einmal nach Europa und betrieb den Anschluss seiner Abtei an die blühende Benediktiner-Kongregation von Subiaco.
Noch wohnte er in Rom der Kirchweihe von St. Anselm, dem großen Zentralsitz seines Ordens, und dem Generalkapitel seiner Kongregation bei mit dem Plane, demnächst mit frischen Truppen nach Australien zurückzukehren, als der Herr den müden, treuen Arbeiter zu sich in die ewige Ruhe rief.
Er starb am 27. Dezember im Kloster St. Paul vor den Mauern, im 86. Jahre seines Alters. Er war 60 Jahre Benediktiner, 54 Jahre Missionär und 51 Jahre Bischof gewesen. RIP.

(Aus: die katholischen Missionen, 1900)

Sonntag, 18. März 2012

Ein Benediktinerabt bei den Aborigines (Teil 1)


Dom Rosendo Salvado OSB

Fortsetzung hier

Msgr. Rosendo Salvado OSB, Bischof-Abt und Apostol. Präfekt von New Norcia, Titularbischof von Adriani und ehemaliger Bischof von Port Victoria in Westaustralien, verdient hier einen ehrenden Nachruf.
Neben den anderen großen Benediktinerbischöfen, Msgr. W.B. Ullathorne und John Polding, denen Australien so viel verdankt, wird auch Salvados Name stets rühmlich genannt werden.
Da wir früher über das hochinteressante Wirken dieses wahrhaft großen Mannes ausführlich berichtet haben, so fassen wir hier nur kurz die Hauptzüge noch einmal zusammen.
Salvado wurde geboren am 1. März 1814 am Festtage des hl. Rosendo, dessen Namen er in der Taufe erhielt, zu Tuy im spanischen Galicien. Mit 16 Jahren nahm er im Kloster zu Compostella das Kleid des heiligen Benedikt.
Bald darauf (1835) brauste durch die pyrenäische Halbinsel der Klostersturm. In Begleitung seines Ordensbruders und unzertrennlichen Gefährten P. José Serra suchte und fand der junge Mönch eine sichere Zufluchtstätte in der Benediktinerabtei Cava bei Salerno (Italien). Hier in stiller Einsamkeit reifte in beiden der Missionsberuf.
 Der Besuch des ersten Bischofs von Perth (Wesaustralien) in Rom lenkte ihre Blicke auf dieses ferne, in der ersten Entwicklung begriffene Südland.
Gregor XVI., selbst als Kamaldulenser ein Sohn des hl. Benedikt, billigte ihren Plan. „Vergesset nicht“, so sprach er bei der Abschiedsaudienz (5. Juni 1845), „dass ihr Söhne des hl. Benedikt seid, des großen Patriarchen, und bleibt eingedenk der berühmten Apostel der Vorzeit, unserer Brüder, die einst so viele Nationen und Völker bekehrt und in Werken und Künsten des zivilisierten Lebens unterrichtet haben.“
Am 14. September 1845 schifften sich die beiden spanischen Mönchen mit dem Bischof Brady ein, erreichten nach 130tägiger Fahrt Australien und zogen schon bald darauf mit dem Segen des Bischofs, das Bündel auf dem Rücken, den Wanderstab in der Hand, weiter nordwärts nach dem Victoria-Distrikt, um hier mitten in der Wildnis und unter Wilden sich niederzulassen.
Nun begann für die beiden jenes Leben opfervoller Entsagung, wie es so oft eine schwierige Neugründung begleitet, jenes ergreifende Ringen zweier mutiger Männer mit den Schrecken der Wildnis, mit Hunger, Not und Gefahr in allen denkbaren Formen, wie wir es früher ausführlich geschildert.
Hunderte hätten das angefangene, so oft zerstörte oder in Frage gestellte Werk wieder aufgegeben. Aber Salvado war ein Mann von eiserner Energie und Ausdauer. Die Frucht dieser Ausdauer war die Abtei von New Norcia mit ihrem Kran von Heimstätten bekehrter Australneger, einer wundersamen Oase in der Wüste.
„New Norcia“, so schreibt Kardinal Moran in seinem großen Werke History of the Catholic Church in Australia , „erinnert uns mit seinem umfangreichen wirtschaftlichen Betrieb, mit seinen 20.000 Schafen, 250 Pferden, 300 Stück Hornvieh an die großen mittelalterlichen Abteien.
Es hat 700 Acres (1 Acre = 40 Ar) umzäuntes Gartenland, auf welchem Reben, Orangen, Zitronen, Maulbeeren und andere Fruchtarten und alle Sorten von Gemüse im Überfluß gezogen werden und 70 Bienenstöcke stehen. Etwa 700 Acres sind unter den Pflug gebracht mit Weizen, Gerste und anderen Kornarten bestellt. 2000 Acres besitzt das Kloster als Freilehen, ca. 300.000 in Pacht.“
Sir Frederick Napier Broome, von 1883 bis 1890 Statthalter der Kolonie, berichtet über New Norcia: „Die spanische Mission New Norcia für Eingebornene im Victoria-Flachland, die der Regierung jährlich 1000 Pfund Sterling Pachtzins für ihr Weiderecht zahlt, ist eine der interessantesten Gründungen dieser Art auf der ganzen Welt. 




(Aus: die katholischen Missionen, 1900)

Samstag, 17. März 2012

Ein würdiger Sohn des hl. Alfons (Teil 2) — Aussätzigenpflege


Ein weiteres Vorbild der hochherzigen Nächstenliebe bietet uns die Tätigkeit Donders in Batavia, einem abgelegenen Orte, den die Regierung zum Aufenthalt für die Aussätzigen bestimmt hatte.
Im Beginne des Jahres 1856 trat er dort das Amt eines Seelsorgers an. Bald hatte er die Liebe und das Vertrauen all seiner Pflegebefohlenen gewonnen.
Wie der gute Hirt, der sein Leben für seine Schafe gibt, so kannte auch Donders keine Schonung seiner selbst bei der Sorge für die Aussätzigen. Nachdem er des Morgens vor ihnen das heilige Messopfer dargebracht und sich durch Gebet zu seinem Liebeswerke gestärkt hatte, besuchte er nacheinander alle seine Kranken. Furchtlos betrat der Diener Gottes die armseligen, niedern Hütten, die, wie er selbst berichtete, mehr Behausungen für Tiere als Wohnungen für Menschen glichen.
Mochte die Krankheit noch so abstoßend, der Geruch noch so ekelerregend sein, nichts konnte ihn davon abschrecken. Mit der Liebe einer Mutter nahm er sich der Ärmsten an, sorgte für ihre geistlichen Bedürfnisse wie für ihre leiblichen Nöte, machte die elenden Lagerstätten zurecht, reinigte die Wohnungen und verband mit größter Sorgfalt ihre Wunden.
Des Nachmittags setzte er die Besuche fort und des Abends gab er Unterricht im Katechismus. Daran schloss sich ein gemeinschaftliches Gebet, das mit dem Rosenkranz zu Ehren der Trösterin der Betrübten und einem negerenglischen Liede beendet wurde.
Im Jahre 1865 wurde die Kongregation des allerheiligsten Erlösers mit der Mission in Surinam betraut. Bereits vor 30 Jahren hatte unser Missionär noch als Student zweimal vergeblich um die Aufnahme in diese Kongregation nachgesucht. Nicht lange nach der Ankunft der Patres in Surinam erneuerte er, jetzt mit Erfolg, seine Bitte.
Er musste nun Batavia verlassen, um in Paramaribo die Prüfungszeit durchzumachen. Bereits nach achtmonatlicher Vorbereitung wurde er, mit Bewilligung des Generaloberen, am 24. Juni 1867 zur Ablegung der Gelübde zugelassen und bald darauf nach Batavia zurückgeschickt.
Am 13. August desselben Jahres betrat er wieder den ihm so teuren Boden, und alle Aussätzigen eilten voll Freude zum Landungsplatz, um ihren geliebten Hirten und Vater aus vollstem Herzen willkommen zu heißen.
Vielleicht hat nie ein Fürst, der nach glorreichen Siegen über alle seine Feinde ruhmgekrönt inmitten eines glänzenden Gefolges in feierlichem Triumph wieder in seine Hauptstadt einzog, ein solches Übermaß an Glück und Freude empfunden wie P. Donders, als er, umgeben von seinen lieben Aussätzigen, nun wieder dem ärmlichen Gotteshaus seine Schritte zulenkte.
Mit frischem Mut und erhöhtem Eifer setzte dann der Diener Gottes als würdiger Nachfolger des Erlösers sein schweres Opferleben in Batavia noch viele Jahre fort.
Bei all seinen Mühen und Arbeiten führte er ein Leben strenger Abtötung. Bis zu seinem 75. Jahre beobachtete er pünktliche alle von der Kirche und der Ordensregel vorgeschriebenen Fasten. Dreimal enthielt er sich in der Woche des Frühstücks, bis ihm beides vom Obern mit Rücksicht auf seine schwache Gesundheit untersagt wurde. Endlich nahte der Tag, an dem der Herr seinem treuen Diener den ewigen Lohn gewähren sollte.
Am letzten Tag des Jahres 1886, nach der Abendpredigt, fühlte sich P. Donders unwohl. In der Nacht vom 5. Auf den 6. Januar bat er um die heiligen Sterbesakramente, welche er mit der ihm eigenen feurigen Andacht empfing. Am Dreikönigsfeste richtete er noch mit schwacher Stimme an den ihn pflegenden Pater die Bitte: „Haben Sie die Güte, in meinem Namen meine Pfarrkinder um Verzeihung zu bitten. Legen Sie ihnen ans Herz, dass sie nach meinem Tode die gegebenen Ermahnungen befolgen, besonders jedoch, dass sie suchen sollen, zu erkennen, welch großes Übel die Sünde ist.
Nicht lange nachher schlummerte er in ein besseres Jenseits hinüber. 45 Jahre waren seit seiner Landung in Surinam verflossen; 25 hatte er als Weltpriester und 20 als Ordensmann unter den schwersten Mühen und Entbehrungen in der Mission gearbeitet und mit kurzer Unterbrechung 30 Jahre Hindurch sich dem Dienst der Aussätzigen gewidmet.



(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Mittwoch, 14. März 2012

Ein würdiger Sohn des hl. Alfons (Teil 1)


Am 13. Juli d. J. hat in Herzogenbusch der Diözesanprozess in Sachen Seligsprechung des Dieners Gottes Petrus Donders aus der Kongregation des allerheiligsten Erlösers (Redemptoristen) seinen Anfang genommen. Er war Missionär in Surinam. Unsere Leser werden gerne einen kurzen Abriss seines Lebens erhalten; wir folgen dabei dem ausführlicheren Bericht der Katholiske Missiën (Jahrg. 1900, S. 94 ff.).

P. Donders wurde am 27. Oktober 1809 zu Tilburg, einer Stadt in der holländischen Provinz Nordbrabant, von frommen, aber armen Eltern geboren. Schon als Kind äußerte Peter das lebhafte Verlangen, einmal Priester zu werden. Seine Gesundheit war jedoch so schwach, dass von einem regelmäßigen Schulbesuch keine Rede sein konnte.
Als er etwas größer und stärker geworden war, musste er seine Eltern in der Sorge um den nötigen Lebensunterhalt unterstützen. Er wurde Weber. Voll Gottvertrauen und fröhlichen Mutes ging er an die Arbeit. Aber der Erfolg seiner Bemühungen war nichts weniger als befriedigend.
Wenn der junge Donders seine Webstücke einlieferte, so klagte der Meister, dass seine Hände doch gar ungeschickt und er ein armer Stümper in der Arbeit sei. „Aber man muss ihm durch die Finger sehen,“ fügt er dann bei, „weil er so viel mit dem lieben Gott verkehrt.“
Das Verlangen und die Hoffnung, Priester zu werden, gab Peter inzwischen nicht auf. Aber seine dürftigen Verhältnisse und der Mangel an geistiger Begabung waren lange Zeit unüberwindliche Hemmnisse. Dank den Bemühungen seines Pfarrgeistlichen erhielt er endlich im Sommer 1831, im Alter von 22 Jahren, eine Stelle als Bedienter im Knabenseminar zu St. Michiels-Gastel, mit der Befugnis, die freie Zeit den Studien zu widmen. Mit letzteren wollte es, trotz allen Eifers, lange nicht recht voran.
In allen Fächern war er einer der letzten; nur im Katechismus und in der Biblischen Geschichte hatte er stets einen der ersten Plätze. Fleiß, Ausdauer und Gebet überwanden jedoch alle Schwierigkeiten. Nach sechs Jahren wurde ihm die Aufnahme in das Priesterseminar gewährt, nachdem er sich zweimal vergeblich um Zulassung in eine religiöse Genossenschaft bemüht hatte.
Am 5. Juni 1841 empfing er die heilige Priesterweihe. Sein feurigstes Verlangen war nun, als Missionär in einem fernen Lande am Heil der Seelen zu arbeiten. Bald reiste er dann auch in die Mission von Surinam ab und landete am 1. September 1842 bei Paramaribo, der Hauptstadt.
Seine erste Tätigkeit bestand darin, dass er den Kindern Katechismusunterricht erteilt. Denn er sah bald ein, dass es ein vergebliches Bemühen wäre, aus der so tief im Lasterleben versunkenen Bevölkerung einen tüchtigen Kern zu einer eifrigen, wahrhaft katholischen Gemeinde zu bilden. Die Jugend musste vor der Verderbnis bewahrt und auf den guten Weg geleitet werden. Mit unverdrossenem Mut gab er sich jeden Morgen diesem Werk hin und ließ sich nie durch Ungeduld oder Überdruss davon abhalten.
Einen Beweis seines Heldenmutes gab er im Jahr 1851, als das gelbe Fieber mit außerordentlicher Heftigkeit in Paramaribo wütete. Nicht bloß war das geräumige Spital mit Kranken überfüllt; es gab auch sonst in der Stadt fast kein Haus, das nicht einen oder mehrere beherbergte.
Inmitten der allgemeinen Not ging der eifrige Priester umher, um den Leidenden zu helfen, den Sterbenden beizustehen, die Weinenden zu trösten, den Verstorbenen die letzet Ehre zu erweisen und die Gesunden vor der Ansteckung zu bewahren. Dreimal besuchte er täglich die Kranken im Spital, darauf die in der Stadt, so dass der ganze Tag, die brennend heiße Mittagsstunde nicht ausgenommen, ein ununterbrochener Krankenbesuch war.
Denen, welche ihn auf die ihm und seiner Herde drohende Gefahr hinwiesen, antwortete er: „Ich bin nicht verpflichtet zu leben, wohl aber, mein Amt zu versehen.“ Endlich wurde auch er vom gelben Fieber ergriffen.
Aber mehr bekümmerte ihn das Los seiner unglücklichen Kinder als das eigenen. Wie gerne hätte der liebevolle Seelenhirt sein Leben hingegeben, wenn er dadurch den strafenden Arm Gottes von ihnen hätte abwehren könne!
Nach vierwöchentlichem Leide genas er indes wieder, und kaum hatte er das Krankenbett verlassen, so nahm er mit ungebeugtem Mut die Besuche wieder auf, um durch Wort und Tat die unbeschreibliche Not zu lindern.



(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Sonntag, 11. März 2012

Der hl. Joseph, der Patron für eine gute Sterbestunde


Die Sterbestunde des heiligen Josef, dargestellt in einem französischen Kirchenfenster


„Während meines 12-jährigen Aufenthaltes in Südafrika“, so erzählt P. O’Haire, ein irischer Missionär, „war ich mehrere Jahre hindurch Seelsorger eines Gebietes, wohl so groß wie ganz England. Von Zeit zu Zeit besuchte ich meine weit zerstreute Herde.
Auf einer dieser Rundreisen verlor ich meinen Weg und irrte umher, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, woher und wohin. Nirgends eine Spur von einem menschlichen Wesen. Es war in der trockenen Jahreszeit, und meine verdurstenden Rößlein waren kaum mehr im Stande, den Wagen voranzuziehen.
Endlich langte ich in einem mir unbekannten Tale bei einer Boer-Farm an. Das Land ringsum war von der Sonne versengt, doch sah ich in der Nähe des Hauses einen Wasserteich. Ich stellte mich dem Bauern vor, erzählte ihm meine Geschichte und bat ihn um Erlaubnis, meine Pferde tränken zu dürfen, was er auch gestattete. Darauf gab ich mich ihm als katholischer Priester zu erkennen; er selbst war natürlich Kalviner. ‚Ei‘, sagte er, ‚das trifft sich gut; dort im Hinterhaus liegt ein Arbeiter am Sterben; der ist katholisch. Vielleicht können Sie einmal hingehen.‘
Ich eilte hin und fand einen armen Burschen, dem der Tod schon auf der Stirne geschrieben stand. Als ich ihm sagte, ich sei der katholische Priester des Distriktes von Cudtshorn, 150 englische Meilen von hier entfernt, da richtete sich die eingefallene und bleiche Gestalt im Bett auf und rief mit dem Ausdruck innigsten Dankes: ‚O heiliger Joseph, ich wusste es, du würdest mir vor dem Tode noch einen Priester senden, der mir in der letzten Stunde beistehe!‘
‚Wie ist das mit dem heiligen Joseph? ‘ fragte ich, neugierig gemacht. Da erzählte mir der Sterbende kurz folgendes:
‚Als ich noch daheim in Irland ein Knabe war, da lehrte mich meine gute fromme Mutter jeden Tag beten: „ O heiliger Joseph! Bitte für mich um eine glückselige Sterbestunde!“ Ich habe von da an dies Gebetlein keinen einzigen Tag unterlassen. Ich ging zur ersten heiligen Kommunion, als ich 10 Jahre alt war, diente Messe bis zum 15. Jahr und trat ins Heer ein im 21. Der Zulukrieg brachte mich nach Afrika.
Bevor ich Irland verließ, ging ich in meiner Uniform zu meiner armen alten Mutter, um von ihr Abschied zu nehmen. Als wir uns trennten, sagte sie noch: „Vergiss mir ja nicht das Gebetlein zum hl. Joseph!“ Der Zulukrieg kam zu Ende, meine Dienstzeit war herum, ich wurde entlassen und blieb in der Kolonie.
Der nächste Priester von meinem Aufenthaltsort aus war in Kapstadt — 500 Meilen weit Entfernung. Dann kam ich auf diese holländische Farm und bin hier seit Jahren. Kürzlich hörte ich, dass ein Priester nach Cudtshorn gekommen, 150 Meilen von hier, und obschon kränklich, machte ich mich doch auf den Weg dahin, in der Hoffnung, wieder einmal beichten und kommunizieren zu können. Als ich bei der Priesterwohnung anlangte, hieß es, Sie seien fort auf der Rundreise und würden vielleicht erst nach Monatsfrist zurück sein.
Ich wartete eine Woche lang und machte mich dann auf den Heimweg. Gestern kam ich hier an — sterbenskrank, und sehen Sie, heute schickt mir der heilige Joseph einen Priester. ‘
Ich blieb die Nacht über bei ihm, bereitete ihn vor, hörte seine Beichte, reichte ihm am nächsten Morgen die heiligen Wegzehrung und spendete ihm bald darauf die letzte Ölung und den letzten heiligen Segen.
Nicht lange danach starb er, und das letzte Gebet seiner sterbenden Lippen war: ‚Heiliger Joseph! Bitte für mich um eine selige Sterbestunde.‘“

(Aus: die katholischen Missionen, 1893)

Freitag, 9. März 2012

Ein Heide, aus Millionen herausragend

Zu mir kam ein schon etwas unter der Last der Jahre gebeugter Greis, den ich nie zuvor gesehen hatte, und sagte: „Hier bin ich, Mann Gottes, der ich mit allem, was mich an diese Welt band, ein für allemal gebrochen habe. Ich gehe nicht mehr von der Stelle; du musst meinen Leib wieder in Erde verwandeln!“ (Ein Telugu-Ausdruck für „Beerdigung“ oder „zu Grabe tragen“) Diese energischen Worte kamen aus seinem Munde, indem er sich vor mich hinpflanzte, den fünf Fuß langen, oben und unten mit Eisen fest beschlagenen Bambusstock vor sich zur Stütze vorschob und mit der Brust darauf lehnte, während er unter seinem ungeheuren dicken Turban heraus zu mir hinaufblickte. — „Nun wohl, Großväterchen“, erwiderte ich, amüsiert durch sein Benehmen und sicheres Auftreten, „was wünschest du denn? Wer bist du? Woher kommst du?“ — „Ich gehöre zur Reddi-Kaste“, entgegnete er; „mein Name ist Arelavala Laxmireddi; ich habe ein Bauerngut im Dorfe Baderi und bin nicht gekommen, um zeitliche Güter von dir zu erbitten, denn die wünsche ich nicht.
Ich habe aber gehört, dass du den wahren Gott kennst und mit ihm vertraut bist, und dass du lehrst, was recht und unrecht ist. Ich habe Siwa, Wischnu, Polerama verehrt, bin auch Ramas Lehren gefolgt, habe Almosen und Opfer nicht gescheut und sie dargebracht, wie die Brahmanen es vorgeschrieben, ohne aber in all dem Befriedigung zu finden. Gar manches in diesem Kulte fand ich abstoßend, und nie konnte ich mich dazu verstehen, die unzüchtigen Taten der Götter und „Heiligen“ nachzuahmen. Jetzt aber bin ich fest überzeugt, dass wirklich alles nur Lug und Trug ist. Was man heute als gutes Werk anpries, war morgen eine Sünde und umgekehrt. Nun möchte ich ein für allemal die Wahrheit wissen und tun, was recht ist, und unterlassen, was böse ist. Um das zu lernen, bin ich gekommen. Dass deine Religion die richtige ist, weiß ich schon.“
Auf meine Frage, wie er zu dieser Überzeugung gelangt sei, erzählte er folgendes: „Als ich vor ungefähr einem Jahre einige Fuder Korn nach Guntur zu Markte bringen wollte, hielten wir zur Nachtruhe in Phirangipuram an. Früh am nächsten Morgen hörten wir einen so schönen Gesang, wie ich noch nie zuvor vernommen hatte, auch sahen wir eine Menge Leute alle nach derselben Stelle hinlaufen. Ich folgte neugierig und sah dann etwas so Wunderbares, dass ich gleich dachte: das muss der Himmel selbst sein.
Als ich die Leute fragte, was das alles zu bedeuten habe, erhielt ich die Antwort, dass der Mann Gottes dem wahren, lebendigen Gott Himmels und der Erde ein Opfer darbringe. Zuerst war ich gebannt; dann musste ich weinen und tat wie die anderen Leute, warf mich auf die Knie und hob die Hände zum Himmel empor. Du standest hoch oben und von Lichtern umgeben. Anfangs wollte ich nicht glauben, dass du ein Mensch seiest.
Zuletzt hast du dich umgedreht und fingst an so viel Buddi (das ist Verstand und Wahrheit) zu reden, dass jedermann es fassen und begreifen konnte, nicht wie bei den Brahmanen, die so reden, dass unsereins den Sinn nicht verstehen kann. Ich war gleich überzeugt, dass dieses die wahre Religion sein müsse, und erfuhr dann auch zum ersten Male, dass viele Leute meiner Kaste zu ihr sich bekennen.
Ich wollte gleich hier bleiben und dich aufsuchen und Karren und Korn meinem Sohn überlassen. Allein man zwang mich, zuerst das Geschäft abzumachen und noch zu Hause verschiedene Anordnungen zu treffen. Als wir wieder nach Hause zurückgekehrt waren, wollte man von der Ausführung meines Planes nichts hören; alle suchten es mir auszureden. Man hielt mich hin, zog alles in die Länge und machte mir allerhand Vorstellungen, sobald ich von Phirangipuram redete. Endlich war des Wartens und besonders des Verdrusses müde. Ich verteilte mein Hab und Gut unter meine Kinder und behielt nur so viel zurück, als ich für meinen und meines Weibes Unterhalt für notwendig erachtete. So bin ich nun hier und will von jetzt ab nur dem wahren Gott dienen; und ich sage dir im Voraus, dass nichts mich wieder von hier fortbringen wird.“

Nachdem ich noch mehrere Fragen an ihn gestellt hatte, glaubte ich annehmen zu dürfen, dass dieser Mann einer von den wenigen unter Millionen Heiden sei, die nach bestem Wissen und Gewissen stets bestrebt gewesen, das Naturgesetz zu beobachten. Der hl. Thomas von Aquin sagt bekanntlich von solchen Heiden, die vom wahren Gott nicht gehört haben und doch das Naturgesetz beobachten, dass Gott in seiner Güte und Barmherzigkeit ihnen die Taufgnade vermitteln würde, selbst wenn ein Wunder dazu erforderlich wäre.

Ich möchte noch erwähnen, dass ich in meinem langen Missionsleben wohl gut ein halbes Dutzend ähnlicher Fälle anführen könnte, die mir selbst vorgekommen sind. Bemerkenswert war mir dabei immer der Umstand, dass alle diese Leute von Jugend auf ein hartes, arbeitsames Leben geführt hatten oder in Not, Elend und Krankheit aufgewachsen waren. Nach ihrem eigenen Bekenntnis hieß es immer: Wir hatten weder Kraft noch Neigung, eine Sünde zu begehen. NB. Hier versteht der Heide unter Sünde stets eine große Ungerechtigkeit und Betrug den Nebenmenschen gegenüber, besonders wenn solche ihm nie etwas zuleid getan, oder wenn sie hilflos waren und niemand sie verteidigen konnte, wie auch recht grobe Vergehen gegen das sechste Gebot.
Um wieder auf Laxmireddi zurückzukommen, muss ich sagen, dass es dem alten Manne im Anfang recht schwer fiel, die Gebete seinem schon abgenützten Gedächtnis einzuprägen. Nichts wollte mehr haften bleiben. Nur seinem unermüdlichen, mit wahrhaft heroischer Überwindung verbundenen Fleiß hatte er es zu verdanken, dass er endlich nach drei Monaten das Kreuzzeichen, Vaterunser, Gegrüßet seist du, Maria, und das Glaubensbekenntnis wusste. Die Heilswahrheiten hingegen verstand und begriff er spielend leicht. — Unter dem Namen Peter wurde er endlich in den Schoß der heiligen Kirche aufgenommen. Von da ab lebte er sozusagen in der Kirche. 

Stundenlang lag er auf seinem Angesicht vor dem Allerheiligsten oder betete einen Rosenkranz nach dem anderen, hingestreckt auf seinen Knien oder abwechselnd die Hände zum Himmel erhoben.

Im Anfang der letzten heißen Jahreszeit kam er eines Morgens zu mir und sagte, er beabsichtige, wenn ich es für gut finde, noch einmal seine Heimat auf drei oder vier Tage zu besuchen, um Geld oder Lebensmittel zu holen und um sein Weib und seine Kinder für den alleinseligmachenden Glauben zu gewinnen. Seine Söhne waren nämlich mehrmals hier gewesen, um ihren alten Vater zu sehen und zu überreden, mit ihnen in die Heimat zurückzukehren; sie würden ihm keinerlei Hindernisse in den Weg legen, seinem Glauben nach zu leben.
Der alte Bauer aber schlug ihnen die Bitte immer entschieden ab, indem er beteuerte, er könne nicht mehr ohne Kirche und Gottesdienst leben. Vielmehr sollten sie alles verkaufen und hier in Phirangipuram sich niederlassen. Da ich sein Vorhaben lobte und genehmigte, nahm er gleich Abschied, um mit dem nächsten Zug abzufahren.

Ungefähr fünfzig Schritte vom Stationsgebäude sank der alte, dem Anschein nach noch ganz gesunde Mann plötzlich in die Knie und gab, ohne ein Wort zu sagen, den Geist auf.
Ich wurde sogleich gerufen, fand ihn aber schon als Leiche. Seine Seele war in ein besseres Jenseits abgereist. Noch am selben Morgen hatte er die heilige Kommunion empfangen.

Sein Grabhügel auf dem Gottesacker von Phirangipuram, der am Fuß des Berges von einer Muttergotteskapelle überschatte wird, legt Zeugnis ab von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu den Menschenkindern, die eines guten Willens sind.

Alter Peter, mögen deine Überreste dort sanft schlummern bis zum großen Gerichtstag, um dann, mit deiner edlen Seele wieder vereinigt, vor aller Welt den Gott zu preisen, der Großes an dir getan!

(Aus: die katholischen Missionen, 1912)

Donnerstag, 8. März 2012

Papst Gregor XVI. verurteilt die Sklaverei — In supremo apostolatus fastigio


Papst Gregor XVI.
…Wir sehen, dass es zu Unserer Hirtensorge gehört, dass Wir Uns bemühen, die Gläubigen vom unmenschlichen Handel mit Negern oder irgendwelchen anderen Menschen völlig abzubringen.
…Es gab selbst aus der Zahl der Gläubigen wiederholt welche, die, von der Begierde nach schmutzigem Gewinn schändlich geblendet, keine Bedenken trugen, in entlegenen und entfernten Ländern Indianer, Neger oder andere Bedauernswerte in die Sklaverei zu führen oder durch die Einrichtung und Erweiterung des Handels mit solchen, die von anderen gefangen worden waren, deren abscheuliches Tun zu unterstützen.

Freilich unterließen es mehrere Römische Bischöfe glorreichen Angedenkens, Unsere Vorgänger, nicht, in Ausübung ihres Amtes die Vorgehensweise von jenen als ihrem geistlichen Heile schädlich und für den christlichen Namen schmachvoll schwer zu tadeln; sie durchschauten, dass daraus auch jenes folge, dass die Völker der Ungläubigen mehr und mehr darin bestärkt würden, einen Hass auf unsere wahre Religion zu haben. [Es werden die oben angeführten Dokumente aufgezählt]

Diese Strafbestimmungen und Vorsorgemaßnahmen Unserer Vorgänger trugen zwar mit Gottes guter Hilfe nicht wenig dazu bei, die Indianer und anderen Vorgenannten vor der Grausamkeit der Eindringlinge bzw. der Begierde christlicher Händler zu schützen, jedoch nicht so, dass dieser Heilige Stuhl sich über einen vollen Erfolg seiner diesbezüglichen Bemühungen freuen könnte, da ja im Gegenteil der Handel mit Negern, wenn auch manchenteils verringert, so doch immer noch von einigen Christen ausgeübt wird.

Im Bemühen, diese so große Schmach aus allen Gebieten zu entfernen,…ermahnen Wir daher kraft Apostolischer Autorität alle Christgläubigen jedweden Standes und beschwören sie nachdrücklich im Herrn:


Keiner soll es künftig wagen, Indianer, Neger oder andere derartige Menschen ungerecht zu quälen, ihrer Güter zu berauben, in die Sklaverei zu führen, anderen die solches wider sie verüben, Hilfe oder Unterstützung zu leisten oder jenen unmenschlichen Handel auszuüben, in dem Neger, die, als ob sie keine Menschen, sondern bare und bloße Tiere wären, wie auch immer in die Sklaverei geführt wurden, ohne jede Unterscheidung gegen den Geboten der Gerechtigkeit und Menschlichkeit gekauft, verkauft und dazu verdammt werden, die bisweilen härtesten Arbeiten zu erdulden…


Konstitution „In supremo apostolatus fastigio“, 3. Dez. 1839, Papst Gregor XVI.

Dienstag, 6. März 2012

Die Mission unter den Schwarzen in Galveston, Texas (Teil 2)

Schwarze Schwestern mit Mädchen in Galveston (früher hat man bei Fotoaufnahmen ernst geschaut)

Fortsetzung von hier

Die Anstalt und die opferwillige Hingabe der Negerschwestern haben nicht verfehlt, unter den nichtkatholischen Negern eine günstige Stimmung gegen die katholische Kirche zu wecken. Man findet, dass gerade solche Gewerbeschulen das beste Mittel seien zur Lösung der schwierigen Negerfrage in den Südstaaten.
Daher wäre eine ähnliche Anstalt dringendes Bedürfnis. Leider fehlen die Mittel, und so ist die Gefahr da, dass man den günstigen Augenblick verpasst. Die glänzenden Erfolge unserer Anstalt haben bereits die Protestanten vermocht, auch ihrerseits Bewahr- und Erziehungsanstalten dieser Art für arme Negerkinder zu errichten. Gegenwärtig jedoch scheint unsere Anstalt sogar von protestantischen Negern bevorzugt zu werden, wenigstens in einzelnen Fällen.
Ein Mädchen, dem vor zwei Jahren eine Freistelle in einer protestantischen höheren Erziehungsanstalt angeboten wurde, zog es vor, in unsere Anstalt zu kommen, obwohl es und seine Angehörigen früher fast nie ein Wort über die katholische Religion gehört hatten. Das Mädchen wurde katholisch und macht der Anstalt alle Ehre.
Es ist allgemein bekannt, dass der Neger von Natur aus sehr religiös veranlagt ist, doch sagt man ihm nach, dass er keine Ausdauer besitze und nachdem er katholisch geworden sei, leicht wieder vom Glauben abfalle.
Meine Erfahrung in den zwölf Jahren unter den Negern hat mich eines andern belehrt. Zuerst möchte ich beiläufig erwähnen, dass bereits drei Mädchen unserer Anstalt Beruf zum Ordensstande zeigten und der Genossenschaft der heiligen Familie, die ganz aus Negerschwestern besteht und ihr Mutterhaus in New Orleans besitzt, beigetreten sind. Alle drei wirken nun als Lehrerinnen unter ihren Rassegenossen in verschiedenen Missionen.


Was die Standhaftigkeit mancher Neger im heiligen Glauben angeht, so habe ich in diesen Jahren manches Auffallende erlebt. Ich bin schon mehrere Male nach einer Negeransiedelung, 60 Meilen von Galveston, gerufen worden, um sterbenden Negern die heiligen Sakramente zu spenden. Die armen Leute waren vor 20 oder 30 Jahren katholisch geworden und später in diese Ansiedelung gezogen, wo sie zerstreut mitten unter protestantischen Negern und von protestantischen Hausgenossen umgeben, wohnten.
Obwohl sie fast nie einen Priester zu sehen bekamen, so hielten sie dennoch an ihrer Religion fest. In einer anderen Ansiedlung, 140 Meilen von hier, fand ich vor einigen Jahren mehrere Familien, deren Eltern schon zur Zeit der Sklaverei katholisch geworden waren. 


Sie sind seitdem der Religion treu geblieben und haben ihre Kinder katholisch erzogen; und doch hatten sie während 25 Jahren einen Priester jährlich nur ein- oder zweimal getroffen.
Andere Neger, die sich während meiner Tätigkeit hier unserer heiligen Kirche angeschlossen haben, sind dafür von ihren Verwandten und von früheren Glaubensgenossen verachtet und verfolgt worden, haben aber diese Nachstellungen mit erstaunlichem Heldenmut überwunden. Ähnliche Fälle hat auch unsere Anstalt mehrfach aufzuweisen.
Obwohl die uns zur Erziehung übergebenen Kinder, wie gesagt, in der Regel von Seiten ihrer Eltern auf keine Schwierigkeiten stoßen, wenn sie sich unserer Kirche anschließen wollen, so gibt es hie und da doch Ausnahmen. Vor zwei Jahren z.B. kam ein dreizehnjähriges Mädchen in die Anstalt. Dasselbe gehörte, wie auch seine Eltern, der Baptistensekte an. 


In den ersten Tagen nach seiner Aufnahme in die Anstalt kam ihm alles, besonders beim Gottesdienst, lächerlich vor, und es äußerte sich den anderen Kindern gegenüber, dass es nie katholisch werde. Doch diese sagten dem Mädchen einstweilen ganz gleichgültig: „Warte einmal ein bisschen — uns ging es anfangs gerade so wie dir“. Das Mädchen schien von Hause aus gegen den Eintritt in die katholische Kirche gewarnt worden zu sein.
Nach zwei Wochen hatte es jedoch nichts mehr gegen die katholische Religion einzuwenden und schien über die Sache ernsthaft nachzudenken. Einige Wochen später teilte es einer der Schwestern mit, dass es auch gern katholisch werden möchte und sprach auf Anweisung der Schwester von seinem Vorhaben mit mir. Ich gab ihm zur Antwort: „Wenn du recht brav bist und den Katechismus fleißig lernst, werde ich dich vielleicht nächstes Jahr (bedingungsweise) taufen und in die Kirche aufnehmen.“ Dies schien dem Mädchen zu gefallen. 


Einige Monate später, am 8. September 1900, kam die furchtbare Sturmflut, die unsere Stadt heimsuchte und auch an den Gebäulichkeiten der Mission erheblichen Schaden anrichtete. Ich hatte mich aus meiner armseligen Wohnung, die kurz darauf vom Sturm niedergeweht wurde, in die Schule geflüchtet, wo die Schwestern mit den Zöglingen in einem Zimmer sich versammelt hatten. 

Als der Sturm am furchtbarsten wütete und das Wasser anderthalb Meter hoch gestiegen war, und alle in der Anstalt mit jedem Augenblick den Tod erwarteten, sagte ich den Kindern, die noch nicht getauft waren, dass sie in einer Ecke des Zimmers beisammen bleiben, damit ich ihnen die Nottaufe spenden könnte, im Falle, dass das Gebäude einstürzen sollte. Wir kamen aber, Dank dem Schutze der lieben Mutter Gottes, zu der wir während der Dauer des Sturms unaufhörlich flehten, mit dem Leben davon.
Mehrere Tage nach dem Sturm teilte das erwähnte Mädchen einer der Schwestern mit, es habe in der Nacht des Sturmes gebetet, wir möchten untergehen, damit es ohne Verzug in die Taufgnade erhalte und als Mitglied der katholischen Kirche sterbe. Als nachher das Mädchen, unserer Regel gemäß, seine Eltern um Erlaubnis bat, katholisch zu werden, wurde dieselbe verweigert.


Traurig über die abschlägige Antwort ging das Kind mehrere Tage weinend umher. Schließlich sagte es zu mir: „Wenn Sie mich taufen und in die katholische Kirche aufnehmen wollen, werde ich doch katholisch, wenn es mir meine Eltern auch nicht erlauben.“
Da das Mädchen so eifrig war und eine ungewöhnliche Festigkeit zeigte, entsprach ich seinem Wunsch und nahm es letztes Jahr nach Ostern mit 20 anderen Negern in die Kirche auf. Seit der Zeit ist es ein Muster der Frömmigkeit und Sittsamkeit, und seine Eltern machen seitdem auch keine Einwendungen mehr. 

Solche Beispiele sind gewiss geeignet, uns zu weiteren Anstrengungen zu ermuntern.
Meine lieben Landsleute im alten Vaterland werden es mir daher nicht verargen, wenn ich bei ihnen um Unterstützung dieser armen Mission anklopfe. 


Wer das geistliche Elend und die bedauernswerte sittliche Lage dieser armen Neger kennt und andererseits günstige Gelegenheiten sieht, dieser verachteten Rasse aufzuhelfen, der muss gestehen, dass die hiesigen Negermission vollsten Anspruch auf die Unterstützung vonseiten der Katholiken Europas haben. Im Voraus mein herzliches Vergelt’s Gott!


(Aus: die katholischen Missionen, 1902)

Montag, 5. März 2012

Die Mission unter den Schwarzen in Galveston, Texas (Teil 1)


Es ist eine sehr betrübende Tatsache, dass von den 8 Millionen Negern der Vereinigten Staaten nur etwa 160 000 katholisch sind, während über 4 Millionen den verschiedenen protestantischen Sekten angehören. Die Frage, wie dies zu erklären und einigermaßen zu entschuldigen ist, wollen wir vielleicht ein andermal zu lösen versuchen. Vorläufig genüge die Angabe, dass seit etwa zwei Jahrzehnten anerkennenswerte Bemühungen geschehen sind, um das Versäumte einigermaßen nachzuholen.
Die Gelegenheit ist vielfach eine sehr günstige, und wenn hinreichend Mittel und Kräfte vorhanden wären, so würde es nicht schwer fallen, einen großen Teil der schwarzen Bevölkerung der Kirchen zurückzugewinnen. Was apostolischer Eifer und Opferwilligkeit auf diesem Gebiet zu leisten vermag, soll uns das Beispiel der Negermission in Galveston, Texas, beleuchten.
„Ich bin“, so schreibt uns der hochw. Herr Ph. L. Keller, „seit 12 Jahren in der Negermission von Galveston tätig, und es ist mir gelungen, jährlich eine schöne Zahl Neger für die Kirche zu gewinnen.
Freilich hatte ich mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, da uns in dieser Stadt 10 oder 12 protestantische Negerprediger gegenüberstehen, die alles aufbieten, um ihre Leute von der katholischen Kirche abzuhalten. Mit den alten Negern, von denen die meisten schon irgendeiner Sekten angehören, lässt sich nicht viel anfangen. Die meisten sind dem einen oder andern Laster ergeben, und dies allein hält viele vom Eintritt in die katholische Kirche ab.
Anders steht es in Bezug auf die Jugend. Es ist zum Erstaunen, wie viele nichtkatholische Neger uns ihre Kinder zur Erziehung anbieten. Wir haben dies besonders in den letzten Jahren erfahren. Es ist mir vor 4 Jahren gelungen, nebst der schon seit 14 Jahren bestehenden Elementarschule eine Bewahranstalt und Arbeitsschule für arme und verwahrloste Negermädchen zu gründen.
Die Anstalt steht unter der Leitung von Schwestern aus der Negerrasse, die ihr Mutterhaus in New Orleans haben. Es wurden in diesen 4 Jahren 80 Kinder aus verschiedenen Teilen des Staates aufgenommen; 45-50 Kinder weilen beständig in der Anstalt.
Die meisten dieser Kinder stammen von nichtkatholischen Eltern, die es sich aber zur Ehre rechnen und sich glücklich schätzen, ihre Kinder in dieser Anstalt unterzubringen. Wir erhalten beständig Gesuche um Aufnahme, müssen dieselben aber aus Mangel an Räumlichkeiten und den nötigen Mitteln zu unserem großen Bedauern ablehnen.
Die Anstalt ist gänzlich auf Almosen angewiesen, die aber leider, anstatt den Anforderungen entsprechend zu wachsen, sich allmählich verringern. Die Mission erhält jährlich eine Unterstützung von dem katholischen Büro für Indianer- und Negermissionen; doch reichte der Betrag z.B. in den letzten Jahren nicht einmal, um die Unkosten auf zwei Monate zu decken. Die Beschaffung der nötigen Mittel zum Unterhalt dieser armen Kinder nimmt deshalb einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch und hindert mich vielfach an der sonstigen notwendigen oder nützlichen Tätigkeit in der Mission.
Trotzdem bin ich entschlossen, auch fernerhin der Erziehungsanstalt meine Hauptaufmerksamkeit zu schenken, da der Erfolg derselben auch die kühnsten Erwartungen übertrifft. Wie schon gesagt, ist bei weitem die große Mehrzahl der Kinder bei ihrer Aufnahme in die Anstalt nicht katholisch. Durch den beständigen Verkehr mit den Schwestern und die Teilnahme an den religiösen Übungen und dem Gottesdienst lernen sie die katholische Religion kennen und gewinnen dieselbe lieb.
So reift in ihnen nach einiger Zeit der Wunsch, katholisch zu werden. Die Eltern oder sonstigen Angehörigen, deren Erlaubnis die Kinder vor ihrem Eintritt in die katholischen Kirche einholen müssen, machen in der Regel keine Einwendungen, sondern sagen: ‚Es ist uns einerlei, welcher Kirche sich anschließen, so lange dieselben nur gut erzogen und brave Menschen werden.‘
Wir haben erfahren, wie solche Kinder, die nach zwei- oder dreijährigem Aufenthalt in der Anstalt zu ihren Angehörigen zurückgekehrt sind, mit Stolz auf die katholische Religion hinweisen, und solchen, die sich über die Kirche verächtlich ausdrücken, zur Antwort geben: ‚Wenn ihr die katholische Kirche kennen würdet wie ich, dann würdet ihr auch verlangen, katholisch zu werden.‘
Es ist also zu erwarten, dass diese Kinder später unter ihren Angehörigen als kleine Apostel wirken werden. Ferner werden dieselben in der Anstalt an Ordnung und Sittsamkeit gewöhnt und lernen alle nötigen Hausarbeiten wie Kochen, Nähen, Stricken, Flicken usw. Damit ist die beste Garantie geboten, dass sie zu braven, ordentlichen Menschen heranwachsen. Die bisherigen Erfolge berechtigen zu den schönsten Hoffnungen.



(Aus: die katholischen Missionen, 1902)

Fortsetzung hier

Samstag, 3. März 2012

Die Revolution in Ecuador (Teil 2)



Die Kathedrale von Quito, im Hintergrund die Statue der "Virgen de Quito"; Quelle: Neverhood
Fortsetzung von hier

Der Aufstand hatte somit leichte Arbeit. Die große, gläubige Masse des Volkes schien die Gefahr und Tragweite eines Erfolges von Seiten Alfaros nicht zu ahnen. Bischof Schumacher von Portoviejo und kurze Zeit nachher der Erzbischof von Quito erließen die feurigsten Hirtenschreiben, in welche sie das Volk vor der Gefahr des Radikalismus warnten. 

Die Mahnung des Bischofs Schumacher, dass das Volk vor der Wahl stehe zwischen Christus und Satan, wurde nicht beachtet und von dem gebildeteren Teil der Bevölkerung mit ungläubigem Achselzucken aufgenommen. Wie wahr der Bischof gesprochen, hat der Verlauf gezeigt.
Es ist heute schon über ein Jahr, dass der Radikalismus und die Freimaurerei durch Lug, Betrug und Verrat die Gewalt in die Hände Alfaros gebracht haben. Eine wahre Schreckensherrschaft, ein Gräuel der Verwüstung ist über das arme Land hereingebrochen.

Die Diözese des Bischofs Schumacher, des unermüdlichen Kämpen gegen Liberalismus und Freimaurerei, war infolge ihrer geographischen Lage und besonders ihrer religiös-politischen Stellung zur ersten Zielscheibe des Angriffes geworden. Man hatte es vor allem auf das Leben des Bischofs Schumacher abgesehen. Auf Anraten und inniges Bitten seiner Priester und der treuen Katholiken wollte sich der Prälat ins Innere des Landes zurückziehen, wurde aber in dem Dorf Calzeta von den Revolutionären eingeholt. Nur wie durch ein Wunder entging er der Mordlust der teuflischen Horde. Seine vier priesterlichen Begleiter wurden den gröbsten Insulten ausgesetzt. 

Der hochw. Herr Hecker, der Pfarrer von Calzeta, wurde gefesselt durch die Straßen geschleppt. Auf den oft wiederholten Befehl, Viva Alfaro zu rufen, antwortete er jedes Mal Viva el sagrado Corazón de Jesús — Es lebe das heiligste Herz Jesu! Und dies tat er, obgleich man ihm den Lauf des geladenen Gewehrs vor die Brust hielt.
Ein spanischer Kapuzinerpater erhielt einen Säbelstich in den Rücken, der ihm beinahe das Leben gekostet hat. Die amerikanischen Benediktinerinnen, die in Calzeta eine blühende Schule leiteten, wurden mit Flüchen überhäuft, ihre Habe wurde teils zerschlagen, teils gestohlen. Die amerikanische Flagge, auf deren Schutz sie gehofft, wurde von den Revolutionären zerfetzt. 

Ähnliche Gräueltaten wurden überall verübt. Unter dem wahrhaft höllischen Rufe: Muera Jesucristo — Nieder mit Christus! Brach die Bande in die Kirche von Chone und feierte dort am heiligen Orte ihre nächtlichen Orte ihre nächtlichen Orgien.
Wie mit einem Schlag war die jahrelange, mühevolle Arbeit des Bischofs und seines größtenteils deutschen Klerus vernichtet. Priester und Schwestern wurden verbannt oder mussten flüchten, um nicht den ärgsten Misshandlungen ausgesetzt zu werden. In den fünf übrigen Diözesen steht es nicht besser. 

Der Erzbischof von Quito ist flüchtig in den Urwäldern der Kordilleren; sein Palais wurde von den Horden Alfaros vollständig zerstört. Alle Seminarien und religiösen Schulen sind geschlossen. Das Institut der Schulbrüder, welche fast in allen Städten die herrlichsten Anstalten leiteten, ist unterdrückt.
Die Kapuziner, Redemptoristen, Lazaristen und einige französische Priester-Kongregationen sind aus dem Land verjagt. Die Patres eines Klosters wurden gezwungen, um sie zu verhöhnen, rückwärts auf Eseln aus der Stadt zu reiten. Die Jesuiten und einige ältere Orden sind bis jetzt noch nicht ausgewiesen, aber solchen Schikanen ausgesetzt, dass es schwer fällt zu sagen, welches das größere Übel für sie ist. 

Alle katholischen Zeitungen sind unterdrückt; dagegen betreibt die freimaurerische Presse mehr als je zuvor ihr gottloses Werk. Laien und Priester werden meuchlings erschossen; ein spanischer Priester wurde unter dem Vorwand, einen kranken Soldaten zu versehen, in die Kaserne gerufen, um dort sofort erschossen zu werden.
Einer der Mörder Garcia Morenos, den die vorherigen Regierung eingefangen hatte und der seiner Verurteilung entgegensah, wurde von Alfaro freigelassen, mit einem öffentlichen Bankett beehrt und dann als Direktor der Staatsschule nach Portoviejo geschickt.
Die große Masse des Volkes zittert vor Furcht, die angesehenen Bürger leben in steter Angst und Gefahr, ihr Hab und Gut konfisziert zu sehen und auf den geringsten Verdacht der Untreue hin aufgegriffen, in die Verbannung geschickt oder erschossen zu werden. 

Der Sohn Garcia Morenos, der sich der Politik ganz fern gehalten hatte, ist für vogelfrei erklärt und hält sich versteckt in den schrecklichen Urwäldern der östlichen Anden. Alle Einkünfte des Staates und der Kirche werden von dem Diktator und seinen Anhängern in Beschlag genommen.

Der Raum erlaubt es mir nicht, die zahllosen Gräueltaten, welche im verflossenen Jahre gegen Gott und Menschen von der Räuberbande Alfaros verübt worden sind, auch nur kurz zu erwähnen. Fürwahr, wer noch daran zweifelt, dass die Freimaurerei eine Ausgeburt der Hölle sei, der muss blind sein.
Doch, Gott sei Dank, die Anzeichen vermehren sich, dass die Tage der Schreckensherrschaft in Ecuador gezählt sind. Noch kürzlich wurde ein bedeutender Sieg der konservativen Truppen über Alfaro gemeldet. 
Die Revolutionen in Ecuador gleichen den verheerenden Eruptionen seiner Vulkane. Hoffentlich geht diese schwere Prüfung der Kirche des göttlichen Herzens bald vorüber, und dann wird mit Gottes Hilfe die Religion von neuem aufblühen und noch herrlichere Früchte tragen als zuvor.
„Gott stirbt nicht“, hat sterbend Garcia Moreno gesagt, ein Erbe des Trostes und der Zuversicht für alle Gutgesinnten.

(Aus: die katholischen Missionen, 1896)