Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Dienstag, 7. Mai 2013

Der Segen der Volksmissionen in Kolumbien (Teil 1)



„Kann aus Südamerika auch etwas Gutes kommen?“ Das ist das Urteil vieler Leute über die spanische Hälfte Amerikas. Und doch wurzelt in diesen Ländern der katholische Glaube noch sehr tief, und es bedarf bloß der Gegenwart und der hingebenden Tätigkeit eifriger Priester, um denselben zu wecken und zu beleben. Vor uns liegt ein umfassender Bericht über die Tätigkeit der spanischen Jesuiten in Kolumbien, Chile, Argentinien, Uruguay usw. 
Derselbe ist zwar aus den Jahren 1897/1898, doch dürften einige Auszüge immer noch von Interesse sein. 

Wir greifen als Beispiel einige Züge aus dem Wirken der Patres aus Kolumbien heraus. Sie üben neben der Erziehung der Jugend auch eine umfassende Seelsorge aus. So ist mit dem großen Kolleg in Bogotá ein Exerzitienhaus, Cajigas genannt, verbunden, in welches fast das ganze Jahr hindurch eine große Anzahl Personen aus allen Ständen und Klassen, Herren und Damen aus den höchsten Kreisen, Bürgersleute, Jünglinge, Handwerker, Dienstboten zur geistigen Erneuerung sich zurückziehen. 
Die Kosten dieses so heilsamen Werkes werden teils aus den freiwilligen Gaben der Exerzitanten, teils durch einen  Ausschuss von Damen des Gebetsapostolats, die sogen. sección de ejercicios, aufgebracht. Dieselben lassen sich die Listen der Anmeldungen zugehen und richten dann jedesmal das Haus zur Aufnahme und zum Unterhalt der Exerzitanten ein. 

Die Exerzitien dauern in der Regel volle acht Tage. Das Haus bietet Raum für 100 Teilnehmer. Besonders tröstlich ist die rege Beteiligung der höheren Klassen. Sehr viele Herren (Caballeros) finden da den Weg zu Gott und zur Kirche wieder. Im Jahr 1898 fanden hier auch zweimal Exerzitien statt für die zahlreichen Straßenjungen und Stiefelputzer der Stadt Bogotá, einmal 260, das andere Mal 290 an der Zahl. Sie waren mit Hilfe eines Damenkomitees zusammengebracht und von den Damen selbst erst etwas vorbereitet worden. Diese gaben am Schluss den armen Knaben ein Festmahl und verschafften jedem einen neuen Anzug. 

Außerdem halten die Patres fast in allen höheren Schulen und Kollegien der Stadt regelmäßig sog. Triduen, desgleichen in den staatlichen Normalschulen und Lehrer- und Lehrerinnenseminaren. Ferner wird mit den Kindern sämtlicher Primarschulen, rund 11.000, monatlich ein Tag geistlicher Erneuerung gehalten zur Vorbereitung auf die heilige Kommunion. Dazu kommen zahlreiche Priester- und Nonnenexerzitien. 

Bei dem Priestermangel (in dem ganzen Staat, doppelt so groß wie das ganze Deutsche Reich, kommen auf über 4 Millionen Einwohner spärlich 1.000 Welt- und Ordenspriester) ist die Christenlehre für Kinder leider sehr ungenügend. 
Um dem Mangel etwas abzuhelfen, kommen von dem 4 km von Bogotá entfernten Studienhaus der Jesuiten in Chapinero allsonntäglich die Theologen und Philosophen (Jesuitenseminaristen) herüber und sammeln in den verschiedenen Pfarreien der Stadt die Knaben, während der genannte Damenverein sich der Mädchen annimmt. Diese halfen den Patres überdies an 1.000 verwahrloste Knaben zusammenbringen, welche auf die erste heilige Kommunion vorbereitet und neu gekleidet wurden.

In dem einen Jahre 1897 wurden 260 wilde Ehen, die unter den niederen Volksklassen sehr häufig sind, in Ordnung gebracht. Während des Jahres, zumal in den Ferien, ziehen die Patres des Kollegs in Abteilung von 2 bis 3 Mann aus, um im weiten Umkreis Volksmissionen zu halten. Beispielsweise gaben 1897 von Februar bis Juni 3 Patres im Dempartamento de Oriente 12 Missionen in ebenso vielen Dörfern, hörten 40.000 beichten, zumeist General- und Lebensbeichten, brachten 500 wilde Ehen in Ordnung und schafften zahlreiche Missstände und Unordnungen ab, wie sie sich in diesen meist mangelhaft pastorierten Ortschaften so leicht einschleichen. 
Eine andere Abteilung von Patres begleitete den hochwürdigsten Herrn Erzbischof auf seiner Firmreise. Die Zeit in den einzelnen Dörfern war zu kurz zur Abhaltung regelrechter Missionen. Immerhin wurden 11.000 Beichten gehört und 150 wilde Ehen geregelt. 
1898 missionierten 5 Patres während der Ferien einen großen Teil der Provinz Tolima, hörten in 12 Gemeinden 42.000 Beichten von Erwachsenen und 6116 von Kindern und weihten 595 Ehebündnisse ein. Im ganzen wurde im Jahr von den Patres des Kollegs von Bogotá 40 Volksmissionen gehalten.

(aus: die katholischen Missionen, 1900)

Fortsetzung hier

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