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Samstag, 11. Mai 2013

Die verheerenden Auswirkungen des ersten Weltkriegs auf die Missionen

Fähnrich in Deutsch-Ostafrika
(Quelle: Bundesarchiv, Bild 105-DOA6369 / Walther Dobbertin / CC-BY-SA)

Der gegenwärtige Krieg ist durch England und Frankreich, welche Senegalesen und Spahis, Japaner und Inder, Kanadier und Südafrikaner mit in den Kampf rissen, zum furchtbaren Völkerringen geworden, das über die ganze Welt seine unheilvollen Einflüsse geltend macht.

Alle jene Einzelerscheinungen nun im heimatlichen Missionsbetrieb und auf dem weiten Missionsfelde, die mit dem gewaltigen Völkerkrieg im Zusammenhang stehen, gedenken wir nach und nach in diesen Blättern zusammenzustellen, um so unsern Lesern einen Einblick in die Lage und die Nöte der Missionen bieten zu können.

In erster Linie scheint das Missionspersonal durch den Krieg schwer betroffen zu sein. Viele Missionäre und Schwestern, die bereits zur Abreise gerüstet waren, mussten die Abfahrt auf ruhigere Zeiten verschieben. 
Von den Steyler Missionären und Schwestern allein konnten 40 Patres, 20 Brüder und wohl ebenso viele Schwestern den Weg zu ihrem Bestimmungsort nicht antreten, darunter der neugeweihte Apostolische Vikar von Togo, Bischof Wolf. Das gleiche Geschick traf eine Reihe von Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, und die ersten Missionäre aus der Picpusgenossenschaft, die eben nach Deutsch-Neuguinea abreisen sollten. 
Vier deutsche Jesuiten, die sich auf dem Weg nach Brasilien befanden, wurden auf Madeira angehalten; zwei sahen sich gezwungen, in Funchal zu bleiben, die beiden andern befinden sich als Kriegsgefangene in England. Zwei Jesuiten, die aus Chile nach Deutschland zurückkehren wollten, mussten auf spanischem Boden verbleiben. Dem deutschen Jesuitenbsichof Heinrich Doering von Puna und seinen Begleitern ist die Rückkehr nach Indien einstweilen unmöglich gemacht. 
Ähnliche Fälle werden wohl die meisten Missionsgenossenschaften aller Länder zu berichten haben.

Aber dieser Ausfall an neuem Missionspersonal bedeutet nur einen schwachen Teil des Verlustes, den die auswärtigen Missionen erlitten. Weite Gebiete sind der Missionäre beraubt, und mancherorts unterliegt die Tätigkeit der Glaubensboten einer hemmenden Kontrolle. 
So wurden aus Ceylon die deutsche Oblaten, wie Bruder Grouffault uns aus Jaffna schreibt, für Kriegsgefangene erklärt. Sie müssen sich täglich des Morgens und Abends dem englischen Agenten stellen, dürfen aber 5 Meilen in der Runde von ihrer Residenz aus ungehindert ihre apostolische Tätigkeit entfalten. Ähnlich erging es den deutschen Jesuiten in Bombay und Puna. Die jüngeren Ordensleute sollen sogar interniert sein.

Aus Korea meldet Abt Bonifaz Sauer OSB, dass die japanische Regierung die deutschen Mönche bisher in ihrer Wirksamkeit nicht behindert habe und einstweilen kein Grund zur Besorgnis vorliege.

Besonders hart ist das Schicksal der von französischen Glaubensboten geleiteten Missionen. 
In ihrem Hasse gegen die Kirche kennt die französische Regierung keinen Unterschied zwischen Priestern und Laien, und so hat sie aus allen Weltteilen Missionäre nach Frankreich abberufen und an die Front kommandiert. 
Aus Korea zog beinahe die Hälfte der Missionäre fort, aus Japan und China eine stattliche Zahl, aus Indien Ende August über 15 Patres aus dem Pariser Seminar. Von Konstantinopel aus landeten bis Anfang September in Frankreich 70 Ordensleute: Assumptionisten, Lazaristen, Salesianer und Schulbrüder. In der gleichen Zeit kamen auf zwei Schiffen in Marseille 63 Ordensleute aus Ägypten und 24 aus Smyrna an. 

Sogar drei Bischöfe mussten ihre Herden verlassen, Bischof Florian Demange von Taiku in Korea, Bischof Joseph Perros, Apostolischer Vikar in Siam und Bischof Moury, Apostol. Vikar der Elfenbeinküste. Dieser musste mit seinen Missionären nach Senegal in den Kolonialkrieg; das Apostol. Vikariat ist kirchlich ohne Hirten. 
Die empörende Behandlung der Missionäre durch die französische Regierung bedeutet einen furchtbaren Schlag für weite und zahlreiche Missionsgebiete.

Jahrzehnte wird es vielleicht bedürfen, bis der angerichtete Schaden bei dem schwachen Nachschub von Missionspersonal aus Frankreich wieder gut gemacht ist, es müsste denn sein, dass Gott in anderen Ländern zahlreiche Berufe erwecke.


(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

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