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Mittwoch, 22. Mai 2013

"Kein ander Lehr haben die Barfüsser in der neuen Welt ausgesät, dann die alt Römisch, Catholisch und Seligmachende Lehr"


 
St. Franziskus Solanus: sein Leben war seiner Lehr gar ähnlich


Im Jahre 1617 erschien zu Ingolstadt bei Frau Wittib Elisabeth Angermairin die von P. Tobias Hendechelius O.S.F. verfasste „Relation von der frewdenreichen Bekehrung des Königreiches Voxu von Japon“. Ihr hatte P. Calentin Fricius O.S.F., Generalkommissar des Ordens für Deutschland, Polen, Ungarn und Böhmen und Beichtvater des Erzherzogs Matthias von Österreich, eine Abhandlung über die Missionen seiner Mitbrüder beigefügt mit dem Titel „Indianischer Religionsstandt der gantzen newen Welt beyder Indien“. Im neunten Kapitel gibt uns der Verfasser eine Schilderung vom Leben der damaligen Franziskanermissionäre. Da das seltene Werk wohl den meisten unserer Leser unzugänglich ist, wollen wir die Ausführungen des Generalkommissars mit einigen Kürzungen im Folgenden wiedergeben.

Das neunt Capitul

Lehr, Leben, Wandel, Sitten und Bräuch, der Franziskaner, so in Indien (gemeint sind hauptsächlich die herrlichen Missionen der Franziskaner in Mittel- und Südamerika) gereist und wohnen.

1. Kein ander Lehr haben die Barfüsser in der neuen Welt ausgesät, dann die alt Römisch, Catholisch und Seligmachende Lehr.

2. Ihr Leben und Wandel war ihrer Lehr gar ähnlich und gemäß. Haben auch das wenigst nicht gepredigt, das sie auch nicht zuvor im Werk vollbracht hätten.


3. Zweier Ding haben sie sich beflissen: der großen Andacht und Bekehrung und was von diesen anhängig.

4. Mit den allerschlechtesten, geringsten und verächtlichsten Kleidern waren sie angetan.

5. Zu Fuß durchzogen sie über Wasser und Land alle Inseln und Provinzen.

6. Ihr Lager und Bett waren Stein, Heu und der harte Erdboden.

7. Kräuter, Brot und Wasser war ihr Speiß und trank.

8. Der helle Himmel, die von ihnen aufgerichten Hüttlein und Höhlen waren ihre Häuser.

9. Für Schwerter und Waffen trugen sie Kruzifix und Brevier.

10. Des Golds haben sie gar nit geacht, obwohl Indien dessen so voll gewesen, dass man auch ganz güldene Wänd an Häusern gefunden, die Roß damit beschlagen und auch viel Berg gesehen worden, in welchen mehr Gold dann Erde gewesen.

11. Armut war ihnen viel angenehmer, dann den Weltkinder der Reichtum, derowegen sie dann auch überaus von Indianern und anderen Geistlichen geliebt worden bis heutzutag.

12. Auf eine Reiß zogen sie mehrmalen bei 100 oder 200 Meilen, bemühten sich allein mit Predigen, Taufen, Bekehrung, Zerbrechen der Abgötter und ließen sich auch nicht abwendig machen, obgleich einer oder mehr aus ihnen martyrisiert, erschossen oder erschlagen worden.

13. Auf der Reiß haben sie jederzeit alle notwendige Sachen zum Tauf und Meßlesen mit sich getragen.

14. Die Geheimnisse unseres hl. Glaubens, die 10 Gebote, die 7 Todsünd usw. lehrten sie die Indianer durch gemalte und in Teppich eingewirkte Figuren und Bilder.

15. Aufs äußerst haben sie sich beflissen, damit die hl. Hochwürdigen Sakrament mit höchster Ehr, Reverenz und Solemnität administriert und empfangen wurden.

16. Nicht weniger Müh haben sie ausgestanden, bis sie das hin und herlaufend, zerstreute Volk aus den Wäldern in eine Gemein und Gesellschaft zusammengebracht haben.

17. Gleichfalls lag ihnen nicht geringer am Herzen, wie sie allerlei Sprachen lernen könnten, damit sie nur möchten viel einschneiden und viel Nutzen schaffen. So artlich, so lieblich, so zierlich haben sie in diesen fremden Sprachen Bücher geschrieben und gepredigt, daß solches für das größte Wunder zu halten, so je die Allmacht Gottes in Indien durch sie gewirkt.

18. So emsig waren sie im geistlichen Schnitt, daß ein einziger Franziskaner 40.000 getauft hat, wie Christophorus de capite Fontium in der Vorred unsrer privilegiorum zu Paris gedruckt, vermeldet.

Was ferner das politische Wesen betrifft, haben sie auch nit weniger Fleiß fürgewandt, damit die Indianer allerlei Handwerk ergriffen haben. Neben unsern Klöstern haben sie fast aller Orten große Schulen gebaut, darin sie öfters, wie das auch heute noch fast aller Orten geschieht, bei 100, 200 und oft 1000 Knaben in allerhand freien Künsten, im Singen, Lesen, Malen, Schreiben  und allerlei Saitenspiel unterwiesen. Damit dadurch besonders der Gottesdienst möchte stattlich verrichtet werden.

Diese treuherzige und arbeitsame Schnitter werden ihres unsträflichen Wandels halber und vielgehabter Müh und Arbeit ohn allen Zweifel von Christo mit großen Freuden hören: „Euge serve bone etc., du getreuer Knecht, geh ein in die Freude deines Herrn, welche auch uns Christus Jesus gnädigst wolle mitteilen und verleihen. Amen.“

(aus: die katholischen Missionen, 1919)

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