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Dienstag, 17. September 2013

Kirchweih am Kongo


„Ein großes Werk steht vollendet da“, schreibt P. Josef Fräßle S.C.J., ein geborener Badener, aus der Mission von Basoko (Belgisch Kongo). „Über eine Million Backsteine hatten unsere schwarzen Waisenbuben mit Ameisenfleiß aus dem Lehm mächtiger Termitenhügel in kleinen Holzkisten geformt, in langen Blätterschuppen getrocknet, zu einem Riesenziegelofen aufgetürmt und mit einer in den durchziehenden Gängen acht Tag unterhaltenen Holzfeuerglut gebrannt.

Hölzerne Winden, aus Baumstämmen eigens dazu zusammengefügt, hatten mit armdicken Lianen schwere Felsblöcke aus dem Aruwimifluss gehoben, die zu Fundamenten gelegt worden waren, und auf diesen hat sich in jahrelanger Arbeit die Kirche aufgetürmt in gotischem Baustil, 52 Meter lang, 12 bzw. 16 Meter breit, 14 Meter hoch, bei einer Mauerstärke von 2,40 Meter.

Zwar sind die stattlichen Türme noch nicht ausgebaut, und ein kundiges Auge wird manchen architektonischen Fehler entdecken – hat ja kein Architekt  den Plan entworfen und über seine Ausführung gewacht. Schreiber dieses war selber Bau- und Maurermeister zugleich, und seine Waisenbuben waren die Handlanger. 
Dennoch macht dies größte Bauwerk am Aruwimi- und Kongostrom einen überwältigenden Eindruck und erntet Lob von jedem, der es sieht. Unserem Missionsbischof rang es bei seinem Anblick das Wort ab: ‚Meine schönste Kirche, die schönste Kirche am Kongostrom‘; die Schwarzen aber sagten: ‚Groß ist der Pater, der so baut, und groß sein Gott, dem er solch ein ewiges Haus errichtet.‘

So nahte denn der Tag, an dem unser verehrter Missionsbischof seine erste Kirchweihe halten sollte, der Freudentag für mich, der ich, einst allein hier, die Fundamente gelegt und gesegnet, für meine Amtskollegen, die mir seit ihrer Ankunft wacker arbeitend zur Seite gestanden mit Winkelmaß und Kelle, der Jubeltag für meine Schwarzen, die nach ihren Worten allein die Kirche gebaut haben.
Alles stand bereit und harrte des großen Tages: dort der Altar in glänzender Pracht, überragt vom Kalvarienberg mit dem wunderschönen Christus, in der Mitte das Tabernakel, in das nun bald der liebe Heiland einziehen wird, um stetig bei uns zu weilen; auf der Emporbühne das noch schweigende Harmonium, in den Türmen die noch stummen Glocken: alles Gaben guter Seelen in der Heimat.

Schon zweifelten wir, ob der geschwächte Gesundheitszustand dem hochw. Bischof die weite Reise erlauben würde. Welch ein Jubel darum, als das Schiffsignal ertönte, und ein Knabe auch schon daherstürzte mit der freudigen Kunde. Ein Wort nach links und eines nach rechts, und fort war ich, den Bischof zu empfangen und zur Mission zu geleiten.
 Noch hatten wir nicht die Hälfte der Allee zur Mission hin zurückgelegt, da nahte auch schon die von meinen Kollegen angeführte Prozession unserer Christen, voran 300 fahnentragende Kinder in besten Kleidchen von wohltätigen Händen: ein Anblick, der den Bischof zu Tränen rührte. Der erste Segen ward gespendet.

Dann schlossen wir uns der Prozession an, die, das Magnifikat in der Sprache der Eingeborenen singend, zur Kirche zog. Da – es erstarrten plötzlich aller Stimmen – klangen von den Türmen aus zum ersten Mal die ehernen Glockenstimmen über die Dörfer und Ströme in die Urwälder, nie gehörte Laute, die keinen Wilden mehr in seiner Hütten ließen. 
Alles hin zur Kirche und hinein, soviel sie nur zu fassen vermag. An dem lebensgroßen Christus konnten sie sich nicht sattsehen. Die Kunde von ihm drang durch die Wälder, und von über fünf Tagen im Umkreis her kamen sie zu schauen. ‚Er lebt‘, sagten die einen. ‚Nein, er hing schon gestern so.‘ – ‚Doch, er lebt, schau seine Augen.‘ – ‚Pater, warum hast du diesen Häuptling der Weißen an diesen Baum gehängt? Lass ihn herab.‘ (...) So sprachen sie untereinander, und auf ihre tausend Fragen musste ich Antwort geben. Es dringt die Kenntnis des wahren Gottes, die Kunde vom lieben Erlöser unter die Heiden.

In frühester Morgenstunde riefen Glockengeläute eine unzählige schwarze Menge herbei, in weiten Reihen standen die Christen um das Gotteshaus, dahinter die Heiden, endlos und atemlos.
Es erscheint der bischöfliche Zug, voran 20 schwarze Messdiener in roten und weißen Kleidern. Dann beginnen die erhebenden Zeremonien der Kirchweihe, die Segnung von außen, die Pforten öffnen sich, die Weihe im Innern, die Prostration, die Weihe des Altars und endlich das erste Pontifikalamt in unserer Mission, bei dem all unsere Christen, von der glücklichen Akustik des Gotteshauses hingerissen, kräftig das Ordinarium missae ausführen.
Zum Schluss gaben wir jedem unserer Christen eine Medaille als Gedächtniszeichen an dieses einzige Fest.

Leider musste der hochw. Herr auf die weitere Teilnahme an der Feier verzichten; ein schweres Fieber, die gewöhnliche Folge solcher Anstrengungen hierzulande, band ihn ans Lager.
Nun noch einen Blick auf die Frucht dieser Feier, auf die Wirkung des Gotteshauses unter den Heiden. Der Tag brachte uns 1200 neue Katechumenen, die Kirche ist selbst für das Morgen- und Abendgebet wenigstens zu zwei Drittel angefüllt. 
Unter den älteren Katechumenen entbrannte neuer Eifer, so dass wir das Jahr nicht mehr mit 300 Taufen, sondern mit 600 abschließen werden. Derselbe Eifer zeigt sich auch unter den Christen, bei denen der Sakramentenempfang sich verdreifacht hat.

All dies geschaffene Gute ist die Arbeit guter Missionsfreunde der Heimat; ihnen wird Gott auch den Lohn spenden. Darum bitten mit dem Missionär seine bekehrten Heidenkinder: Mögen diesselben meiner auch fernerhin nicht vergessen!


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

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