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Donnerstag, 17. April 2014

Wie Kardinal Massaia seine Oromos zu Priestern ausbildete – das Ergebnis: ein äthiopischer „Pfarrer von Ars“

Guglielmo Kardinal Massaia O.F.M. Cap., ehemaliger Apostolischer Vikar der Gallasländer (heute Teil von Äthiopien)

(…) Massaia befolgte bei der Erziehung der einheimischen Priester eine ganz ähnliche Methode, wie er sie in der Schule de Jacobis‘ gelernt hatte. Er wählte sich aus seinen Gallajünglingen (Galla ist eine alte Bezeichnung für den äthiopischen Volksstamm der Oromos) die tüchtigsten aus und hatte sie stets um sich. Las er die heilige Messe, so mussten sie genau auf alles acht geben. Massaia machte alle Zeremonien langsam und sprach jedes Wort deutlich aus, so dass seine Gallas gut folgen konnten. Spendete er die heiligen Sakramente, so mussten sie teilnehmen und sich alles ansehen und merken.
Diejenigen, die bereits Weihen hatten, ließ er täglich, mit Dalmatiken bekleidet, mit an den Altar treten, damit ihnen so die heiligen Handlungen und Zeremonien in Fleisch und Blut übergingen. 
Abends sammelte er dann die Jünglinge um sich und erklärte ihnen die Bedeutung der Zeremonien und die sich anschließenden theologischen Fragen. Alles dies nicht in einer gelehrten, schulmeisterlichen Weise, sondern kurz, klar, bündig, der Fassungskraft seiner Zuhörer und den Bedürfnissen der schlichten, ungebildeten Bevölkerung entsprechend, unter welcher sie später wirken sollten.

Sein Hauptaugenmerk war nicht auf eine allseitige wissenschaftliche Ausbildung gerichtet, die hier unnütz, ja hinderlich schien, sondern auf die sittliche religiöse Erziehung. Vor allem suchte er sie mit wahrer Liebe zu Christus und feurigem apostolischem Eifer zur Verbreitung seines Namens zu erfüllen.
Die so erzogenen Priester waren keine Gelehrten, aber tüchtige, brauchbare Mitarbeiter. 

Mehr wie einem hat der greise Kirchenfürst später in seinem Buch ein schönes Denkmal gesetzt. „Jung an Jahren“, so erzählt er zum Beispiel, „war Morka ein Alter an Verständigkeit und Tugend…Während der kurzen Zeit seines Wirkens wurde er für seine Gallas ungefähr das, was der Pfarrer von Ars für die Franzosen seiner Zeit (war). Schlichtheit und Offenheit des Wesens, priesterliche Gesinnung und apostolischer Eifer ersetzten bei ihm reichlich den Mangel an Schulbildung und Wissen.“


Während von den europäischen Missionären mehrere ihrem Beruf wenig Ehre und ihrem Bischof schweren Kummer machten, bewährten sich die von Massaia selbst erzogenen einheimischen Priester vorzüglich. Gleich die beiden ersten, Abba (Pater) Mikael Haylu und Abba Johannes leisteten beim Aufbau der Mission unter den Gallas und in Kaffa ganz wesentliche Dienste. 

Mehrere starben als Bekenner Christi, andere trugen an ihrem Leibe zeitlebens die Spuren der um des Glaubens willen erlittenen Misshandlungen. Sie waren es, die auch hier während der Verbannung der Missionäre mutig auf ihren Posten ausharrten und den völligen Ruin der Mission aufhielten. (…)

(Aus: Der einheimische Klerus in den Missionsländern, von Anton Huonder S.J., 1909, mit Imprimatur)