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Samstag, 12. Juli 2014

Die Problematik der Einwanderung katholischer Ukrainer nach Westkanada und buchstäblich hoher Besuch

Wirklich hoher Besuch: Erzbischof Andrej Scheptyzkyj O.S.B.M. in Philadelphia, wohl auf derselben Reise, die ihn später nach Kanada führte. Er gehörte nicht nur zum Adel der Ukraine und war der Führer der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche, sondern war auch über 2 m groß (nach einigen englischsprachigen Quellen um die 7 Fuß = 2,13 m)

Die starke Einwanderung der Ruthenen (d. h. Ukrainer) nach dem kanadischen Nordwesten lässt die ruthenische Frage, die in den Vereinigten Staaten nicht geringe Schwierigkeiten verursacht hat, auch dort immer dringlicher werden. Es zeigt sich mehr und mehr, welch ein Hemmnis die Verschiedenheit des Ritus sein kann, sobald ihre Zugehörigen in fremde Verhältnisse kommen, wo kein hinreichender Klerus und keine Kirchen des betreffenden Ritus vorhanden sind. Während der Lateiner sich in der ganzen Welt leicht zurechtfindet, fühlt sich der Orientale in kirchlicher Hinsicht als Fremdling. (Ich teile diese Ansicht nicht ganz, weil ja auch für Lateiner erst einmal entsprechende Kirchen da sein müssen. So fielen zahlreiche Katholiken des römischen Ritus in den USA zum Protestantismus ab, da es dort nicht genug Priester gab.)

Großen Segen brachte letztes Jahr der Besuch des ruthenischen Erzbischofs Scheptyzkyj von Lemberg. Er hat das ganze Gebiet wie ein Apostel teils auf der Bahn teils zu Wagen durchreist, überall unermüdlich gepredigt, Beichte gehört, Christenlehre gehalten usw. wie ein gewöhnlicher Priester, obschon der hohe Herr zum kaiserlichen Kronrat gehört. Sein Auftreten hat alle sehr erbaut. Er konnte sich mit eigenen Augen von der geistigen Not seines Volkes überzeugen. Für mehr als 100 000 Ruthenen sind bloß 10 Priester, 4 Redemptoristen, 5 Basilianer und 1 junger kanadischer Weltgeistlicher, der zum ruthenischen Ritus übertrat, vorhanden. 

Wie ist da zu helfen? Die ruthenische Heimat kann nicht genug Kräfte stellen, zumal auch die kanadischen Bischöfe keinen verheirateten ruthenischen Klerus im Land wünschen. Die eine Schwierigkeit mit der Sprache lässt sich dadurch lösen, dass die Ruthenen allmählich Englisch lernen, wozu auch der Erzbischof sie aufgefordert hat. Dagegen soll am Ritus festgehalten werden. Es bleibt also nichts übrig, als das englisch sprechende Priester zum ruthenischen Ritus übertreten. 

Zu diesem Zweck hat Erzbischof Langevin O.M.I. von St. Boniface vier seiner jungen Priester hergegeben, von denen drei zu den Basilianern in Österreichisch-Galizien gingen, um dort sich Sprache und Ritus anzueignen. Leider sendet England sehr wenige Priester in seine Kolonien, so dass es überall an englisch redenden Priestern fehlt, was für die zunehmende Kolonistenbevölkerung im Nordwesten, wo das Englische immer mehr die allgemeine Verkehrssprache bildet, eine große Gefahr bedeutet.


(Aus: die katholischen Missionen, 1911)