Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Weihnachten in Windhoek

Ist zwar nicht Namibia, aber auch ein Levitenamt auf der Südhalbkugel (Christchurch, Neuseeland) (Quelle)

Gesegnete Weihnachten!

Wenn auch verspätet, wird der folgende Bericht des hochw. P. Joseph Schulte O.M.I. über die Weihnachtsfeier in Windhoek unsere Leser immer noch erfreuen. Es ist ein kleines Lichtbild in die traurigen Kriegsberichte hinein, die wenig Erquickliches bieten.

„Das heilige Weihnachtsfest wurde in hiesiger katholischer Gemeinde in diesem Jahr sehr feierlich begangen. Schon am heiligen Abend kündete der eherne Mund der Glocken, die erst vor einigen Monaten geweiht und dem Gottesdienst übergeben wurden, den hohen Festtag der christlichen Welt an. Wiederum ertönte das Glockengeläute um Mitternacht, die Gläubigen zur Christmette einzuladen. Eine große Anzahl derselben erschien und wohnte dem feierlichen Levitenamt bei, welches der hochw. Herr P. Präfekt A. Nachtwey O.M.I. zelebrierte. An das Tagesgeheimnis anknüpfend forderte der Festprediger, P. Hermandung O.M.I., zum Schluss seine Zuhörer auf, im Hinblick auf das erhabene Beispiel des Erlösers die Widerwärtigkeiten des Lebens, welche durch die herrschenden Kriegswirren noch erhöht würden, in Geduld und Demut zu ertragen.

Für die katholische Mannschaft der zurzeit in Windhoek weilenden Truppen war um 9.30 Uhr ein Levitenamt angeordnet worden. Aber neben den Soldaten erschienen auch wiederum recht zahlreiche Mitglieder der katholischen Zivilgemeinde, so dass die neue Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt war. Erhöht wurde in diesem Jahr die Feierlichkeit des Gottesdienstes durch das Geläut der drei neuen Glocken als auch durch den äußeren Glanz und die Schönheit der eben fertiggestellten Kirche. Wie ergreifend war es, als um Mitternacht zum ersten Mal die trauten Weihnachtsweisen: ‚Stille Nacht‘, ‚Zu Betlehem geboren‘ usw. durch die heiligen Räume drangen, in welchen alles zur Andacht einlädt und das gläubige Gemüt erhebt. Wie herrlich schimmerten in hellem Kerzenglanz die Wandmalereien! Wie geheimnisvoll warfen die kleinen Lämpchen ihre Strahlen auf den neugeborenen Heiland in der Krippe, welche den Gläubigen, besonders den Neugetauften und Katechumenen das Geheimnis des hohen Festes so plastisch vor Augen führte! 
Kurz, in nichts stand die kirchliche Feierlichkeit der heiligen Weihnacht hier im schwarzen Erdteil derjenigen im lieben deutschen Vaterland nach. Den Schluss der hehren, kirchlichen Feier bildete am Nachmittag des hohen Festes eine reichbesuchte sakramentale Segensandacht.

Die Weihnachtsbescherung der schwarzen Kinder fand schon am heiligen Abend statt. Einen eigentlichen deutschen Weihnachtsbaum, einen Tannenbaum, konnten wir nicht aufstellen, weil es hier zu Lande eben keine gibt. Da aber der Deutsche keine Weihnachten ohne Christbaum kennt, so bedienten wir uns eines grünen Dornbusches, der uns so recht daran erinnerte, dass die die Weihnachtsfreude durch die dornenvollen Kriegstage getrübt werde. Unter diesem einfachen, aber schön gezierten afrikanischen Christbaum fand jedes Kind seine Bescherung; neben Früchten und Süßigkeiten erhielt der eine das lang ersehnte Gebetbuch, der andere einen Baukasten, wieder ein anderer nötige Kleidungsstücke usw. Wie freudig strahlten die weißen Augen in den schwarzen Gesichtern! Wie neugierig fragte einer den anderen, was ihm das Christkindchen gebracht habe. Lebhaft wurde man an die Weihnachtsfreuden seiner eigenen Kindheit erinnert, in welcher liebende Elternherzen die Freude über die Weihnachtsgaben noch vergrößerten, während die Eltern unserer Kinder noch wenig von Weihnachten verstehen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1905)

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