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Montag, 11. Mai 2015

Große Missionsbischöfe: die drei Titularbischöfe von Acanthus (Teil 1) – St. Pierre Dumoulin-Borie M.E.P., Apostolischer Vikar von West-Tongkin

Martyrium des heiligen Pierre Dumoulin-Borie (Quelle: PHGCOM)

Eine gar schöne Erinnerung an den apostolischen Ursprung, das ehrwürdige Alter und die unbesiegliche Lebenskraft der katholischen Kirche liegt in dem Gebrauch, den Bischöfen der ausländischen Missionen, wie den Weihbischöfen in Europa, den Titel von Kirchen zu verleihen, welche, in den ersten Jahrhunderten als Sitze heiliger Lehrer und Martyrer berühmt, im Verlauf der Zeit entweder gänzlich verschwunden oder nur als Trümmer einstiger Herrlichkeit im Land ungläubiger Völker erhalten sind. Die Kirche hat da scheinbar das Los aller menschlichen Einrichtungen geteilt, sie ist da erblüht, hat Früchte getragen und ist scheinbar wieder verblüht. Sie hat Großes gebaut und Herrliches geleistet, und es ist scheinbar in Staub und Asche gestürzt und hat keine Spur des Daseins als bloße Namen hinterlassen. Aber auch nur scheinbar; denn abgesehen davon, dass viele der ältesten erzbischöflichen und bischöflichen Sitze des Erdenrunds schon 18 Jahrhunderte überdauert haben und nie zu Diözesen in partibus infidelium geworden sind, haben auch die Namen der zerstörten und verschwundenen Bischofssitze außer ihrer geschichtlichen Weihe eine merkwürdige Kraft bewährt, das geheiligte Leben, das sie einst bezeichneten, zu erneuern, und in reicher, gesteigerter Fülle in die spätesten Jahrhunderte zurückzurufen. Nicht bloß die alten Namen sind wieder aufgelebt, sondern auch der Geist der Martyrer, auch der Glaube und der Opfermut der Erstlingskirche, ihre Liebe, ihre Kraft, ihre Standhaftigkeit, ihre Selbstverleugnung, ihr Seeleneifer, die schönsten Charismen der Braut Christi. Mag der Blütengarten teilweise verwüstet und versandet sein, der einst rund um die Gestade des Mittelmeers sprosste, er ist neu aufgelebt in fernen Landen, von denen die ersten Jahrhunderte kaum etwas ahnten.

Drei Männer sind es vorzugsweise, welche in den letzten 40 Jahren den alten Bischofstitel von Acanthus aufs Neue mit dem Glanz der ältesten Kirche umgeben haben. Sie gehören ihrer Nationalität sämtlich Frankreich an, ihrem Wirken nach der durch Leiden und Verfolgung so reichlich ausgezeichneten Martyrerkirche von West-Tongkin. Das Leben des einen fällt in die Regierungszeit des berüchtigten Christenverfolgers Minh Mạng, der 1820 den Thron des annamitischen Reiches bestieg, die beiden anderen in die Regierungszeit des Kaisers Thiệu Trị, der von 1841–1847, und seines Sohnes Tự Đức, der von 1847 an bis herab auf die letzten Jahre [d. h. Mitte der 1870er Jahre] die christliche Religion fast unausgesetzt verfolgte.

Der erste dieser drei Bischöfe ist der hochwürdigste Herr Pierre Dumoulin-Borie. Wie die Missionäre des Vikariates West-Tongkin überhaupt (seit 1693), war er Mitglied der Gesellschaft der auswärtigen Missionen in Paris. Er wurde zum Bischof ernannt, als die Verfolgungswut des Kaisers Minh Mạng im Jahre 1838 ihren Höhepunkt erreicht hatte. Einunddreißig Martyrer verbluteten in diesem einen Jahre als Opfer heidnischer Grausamkeit und als Zeugen ihres Glaubens; unter ihnen erlagen die zwei Dominikaner-Bischöfe des östlichen Vikariats, [St.] Ignacio Delgado und [St.] Domingo de Henares, im Juni 1838, der eine im Kerker, der andere dem Schwert. Ihnen folgte am 24. November 1838 der ehrw. [heute heilige] Dumoulin-Borie, mit der Palme des Martyriums geschmückt, bevor er noch die bischöfliche Weihe hatte erhalten können. Er ward, nachdem er die Qualen der schrecklichsten und grausamsten Untersuchung heldenmütig überstanden, an dem genannten Tag enthauptet.


(Aus: die katholischen Missionen, 1878)