Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Donnerstag, 5. November 2015

Mehr Missionspredigten – früher wie heute


Wie der letzte Jahresbericht aufweist, hat die bekannte St. Petrus Claver-Sodalität während des letzten Berichtjahres u. a. auch 101 größere und kleinere Vorträge, 6 Paramentenausstellungen, 5 Theatervorstellung und ein feierliches Triduum im Interesse der Missionen veranstaltet. Diese mündliche Propaganda ist ein ganz besonderes Verdienst der Sodalität. In dieser Hinsicht wird katholischerseits zumal gegenüber der rührigen Tätigkeit der Protestanten verhältnismäßig wenig getan. Die sog. „Missionsstunden“ und „Missionspredigten“ für Kinder und Erwachsene bilden im protestantischen Gemeinde- und Kirchenleben sowohl in Deutschland wie in England, Amerika usw. eine ordnungsgemäß eingestellte Veranstaltung und haben eine eigene Predigtliteratur gezeitigt. In Amerika sind Missions-Wanderprediger eine ganz gewöhnliche Erscheinung.
In katholischen Kirchen dagegen ist eine Predigt über das Missionswerk der Kirche, man kann wohl sagen, eine Ausnahme und Seltenheit, und doch dürften wenige Predigten eine anregendere, erweckendere, glaubenskräftigendere Wirkung ausüben. „Ein anglikanischer Konvertit“, so schreibt der Direktor des Vereins von der Glaubensverbreitung in Boston, Rev. J. A. Walsh [einer der Gründer von Maryknoll], in einer seiner „Missionskonferenzen“, „sprach vor einiger Zeit im Londoner Tablet sein Bedauern darüber aus, dass er ‚während der letzten 20 Jahre bloß je einmal im Jahr in der Kirche aufgefordert worden sei, einen Beitrag für die Missionen in überseeischen Ländern zu geben.‘ Vielleicht könnte manche Konvertiten in diesem Lande (Amerika) noch weiter gehen und sagen, sie hätten von der katholischen Kanzel überhaupt eine solche Anregung noch nicht erhalten. Eine Klosterfrau in Kanada sagte mir, sie sei nun 25 Jahre lang katholisch, von denen sie 18 als Nonne verlebt, aber bis sie mich getroffen, habe sie niemals eine Predigt oder einen Vortrag gehört, der über die Missionen gehandelt habe.“ Das dürften in Deutschland zahllose Katholiken von sich bezeugen. 

Die Anregung, von der Kanzel herab und im Konferenzsaal planmäßig das Interesse und Verständnis für das katholische Weltapostolat zu wecken und zu fördern, ist in den Vereinigten Staaten von dem Bostoner Zweig des Vereins der Glaubensverbreitung ausgegangen und hat bereits große Erfolge erzielt. Es wäre außerordentlich wünschenswert, dass ein gleiches in Deutschland geschähe und das Beispiel der St. Petrus Claver-Sodalität allenthalben Nachahmung fände.


(Aus: die katholischen Missionen, 1907)