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Samstag, 10. September 2016

Der Martertod des heiligen Jean-Pierre Néel



Im Monat Dezember des Jahres 1861 kam zum hochwürdigsten Herrn Bischof Faurie der chinesischen Provinz Kajtscheu ein Katechist und meldete, im Dorfe Kia-tscha-lung sei eine Familie bereit, den christlichen Glauben anzunehmen. Alsbald schickte der Oberhirt den hochw. Herrn Néel, Mitglied der Gesellschaft der auswärtigen Missionen von Paris, an Ort und Stelle, um den Unterricht zu vollenden und die heilige Taufe zu erteilen. Gott segnete die Arbeit seines Dieners und bald hatte er eine junge Gemeinde von etwa 50 Seelen gebildet. Ganz glücklich wollte der Missionär auf einige Tage nach der Hauptstadt gehen, um dem hochw. Bischof den gesegneten Erfolg seiner Mühen mitzuteilen, als man ihm meldete, der Befehlshaber der Bürgerwehr habe einen seiner Neubekehrten verhaftet und gesagt, er werde mit allen Christen im Dorf kurzen Prozess machen.

Nun beschloss der treue Hirte, in solcher Gefahr seine Herde nicht zu verlassen. „Ich bleibe auf meinem Posten, um meine Neubekehrten zu ermutigen“, schrieb er am 16. Februar 1862 an seinen Bischof. Zwei Tage später, am 18. Februar, kamen zahlreiche bewaffnete Häscher unter der Leitung von Mandarinen zu Pferd und in Sänften, umstellten unversehens das Haus, in dem sich der Missionär befand, und knebelte den Besitzer des Hauses, Johann Tschang, den Katechisten Johann Tschen und den Täufer Martin Uh.

Der hochw. Herr Néel hatte sich in ein inneres Zimmer geflüchtet, um die heiligen Gefäße zu verbergen; aber bald flog die Türe unter den Schlägen der Soldaten in Stücke und die vier Bekenner wurden alsbald nach Kajtscheu abgeführt. Den Missionär banden die rohen Knechte mit den Haaren an den Schweif eines Pferdes und hatten ihr Gespött daran, wie sich der Priester quälen musste, dem Reiter Schritt zu halten.

„Wie heißt du?“ schrie der Mandarin, der bereits die Gefangenen erwartete, den Missionär an. „Auf Chinesisch nennt man mich Uen, auf Französisch Néel“, antwortete dieser. „Knie dich nieder wie die anderen!“ – „Ich bin kein Chinese“. Ich komme aus Frankreich, um gemäß der Verträge die wahre Religion zu verkünden.“ Da schlug ein Henkersknecht mit einer schweren Kette den Missionär so wuchtig auf den Rücken, dass er zu Boden stürzte. Ruhig richtete er sich auf seine Knie auf und wollte seinen Pass vorweisen. „Danach habe ich gar nicht gefragt“, sagte der Richter; „entsage deiner Religion oder ich lasse dich töten!“ „Diese Aufforderung ist umsonst – töte mich!“ „Du wirst nicht lange zu warten haben! Und ihr anderen Dummköpfe,“ sagte der Mandarin, sich an die drei Christen wendend, „wollt ihr der christlichen Religion entsagen?“ „Niemals“, riefen alle einstimmig. „So tötet mir diese ganze Brut und damit Basta!“ 

Hiermit griff der Richter zu seinem Pinsel und schrieb folgendes Urteil: „Ich habe rechtzeitig eine Verschwörung entdeckt und ihre Urheber mit dem Tode bestraft.“ Noch wagte einer der Beisitzenden die Bemerkung: „Aber dieser Mann hat einen Pass – man kann ihn doch nicht so töten!“ „Du wirst gleich sehen, dass man einen Franzosen gerade so leicht töten kann wie einen Chinesen“, erwiderte der Richter und gab Befehl, den Verurteilten ihre Kleider auszuziehen, „denn sie sind nicht würdig, Kleider zu tragen,“ sagte er.

So führte man die vier Bekenner durch die gaffenden Scharen zur Hinrichtung. Der Befehlshaber der Bürgerwehr von Kia-tscha-lung schlug eigenhändig das Haupt des hochw. Herrn Néel ab. Tags darauf gesellte sich zu den vier Blutzeugen noch eine Christin namens Lucia Y., welche ebenfalls des Glaubens wegen enthauptet wurde. Die Leiber warf man den wilden Tieren zum Fraße hin, während ihre Köpfe zum abschreckenden Beispiel auf die Zinne von Kajtscheu gesteckt wurden. Der hochwürdigste Bischof Faurie tat alles, um diese kostbaren Überreste zu erhalten; mehrere Versuche waren vergebens, bis es endlich in der Nacht vom 5. auf den 6. März fünf mutigen Knaben gelang, die Häupter der Blutzeugen dem Bischof zu bringen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1876)

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