Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Protestantischer Missionär: ob die Reformation nicht zu weit ging?


Rev. Mr. Knox, ein Presbyterianer-Missionär in Korea und Japan, hat, wie wir dem Tablet entnehmen, in einem protestantischen Blatt zwei sehr bemerkenswerte Artikel über das katholische Missionswerk in diesen beiden Ländern veröffentlicht. Er erzählt mit Bewunderung von der alten Jesuitenmission in Japan und dem Heldenmut, mit dem die Missionäre und zahllose Christen, Männer, Frauen und Kinder den Tod für ihren christlichen Glauben erlitten. Dann fährt er fort: 

„Es ist nicht zu verwundern, dass die heldenmütigen Missionäre der römischen Kirche den lauten Beifall beobachtender Männer gewinnen, denen das behagliche Familienleben des protestantischen Missionärs im Kreise seiner Frau und Kinder und umgeben von überflüssigem Lebenskomfort wenig imponiert. 
Und soweit wir von Sympathie mit den Dogmen der römischen Kirche entfernt sein mögen: die Armut, Ausdauer, Geduld und der Opfermut ihrer Missionäre bewegt uns alle zur Bewunderung. Jeder denkende Missionär muss notgedrungen sich die Frage stellen, ob die Reformation nicht zu weit gegangen, und ob diese priesterlichen, klösterlichen, militärischen Typen schließlich nicht doch mehr im Einklang stehen mit der Idee eines wahren Missionärs.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1895)

Dienstag, 29. Oktober 2013

Bischöfliche Empfehlung: Paul Wilhelm von Keppler

Paul Wilhelm von Keppler, Bischof von Rottenburg

Sehr gerne füge ich den Empfehlungen, welche so viele katholische Bischöfe der Zeitschrift „Die katholischen Missionen“ haben angedeihen lassen, auch die meinige bei, welche diktiert ist von einer seit vielen Jahren gehegten Hochschätzung dieser Zeitschrift, von der Überzeugung, dass das Halten und Lesen derselben nicht bloß eine verdienstliche Unterstützung des Missionswerks ist, sondern auch dem Leser selbst großen geistigen Gewinn bringt. Es wird ihm hier die Expansionskraft unserer heiligen Kirche zum Bewusstsein gebracht, ihm das Herz erschlossen für die heilige Sache der Missionen und erweitert und erwärmt zu treuer Mitarbeit und Mithilfe. 

So ist die Zeitschrift selbst ein guter Missionär, welcher nicht nur Gaben sammelt, sondern auch in Herz und Haus Gaben einlegt. Möge der Kreis ihrer Leser sich mit jedem Jahre vermehren!


Rottenburg, 1. September 1900

  Paul Wilhelm, Bischof                  

Montag, 28. Oktober 2013

Ein Sanatorium für Missionäre

Bethanien heute (Quelle: Chong Fat)

Das Missionsgebiet des weltbekannten Pariser Missionsseminars umfasst nicht weniger als 30 über Vorder- und Hinterindien, China, Korea und Japan zerstreute Diözesen und Apostol. Vikariate. Ungefähr im Mittelpunkt dieses riesigen Wirkungskreises und von allen Seiten am leichtesten zugänglich liegt Hongkong, die dürre, bloß 76 qkm große Felseninsel, aus welchem England seit der Besetzung 1842 ein kleines Paradies gemacht hat. 

Hierher hat das Pariser Seminar in kluger Auswahl das Sanatorium für seine kranken oder erholungsbedürftigen Missionäre verlegt. Die Niederlassung umfasst zwei Anstalten, hübsche, in der Nähe der Stadt Victoria gelegene Landhäuser. 

Das eine, Bethania genannt, ist das eigentliche Krankenheim. An seiner Spitze steht ein Superior, ein Assistent mit einem Laiengehilfen. Es bietet gleichzeitig Raum für etwa 20-30 Kranke und bot während des Jahres 1899 52 kranken Mitbrüdern Obdach und Pflege. Die andere Anstalt, Nazareth genannt, mit einem Superior und 5 Patres an ihrer Spitze, dient zur zeitwilligen Aufnahme älterer oder aus ihrer Mission vertriebener Missionäre. Sie liegt auf einem kleinen Hügel am Meeresstrand in prachtvoller Lage. 

Das Klima ist wärmer als das Frankreichs, aber gemäßigter als das in den eigentlichen Tropen. Zudem bringt die ständig wehende Seebrise angenehme  Kühle. Das Haus dient zugleich als Exerzitienhaus für die Missionäre. 

Hier ist auch die große, schöne Missionsdruckerei der Genossenschaft, welche fast alle Typen und Matrizen für die in den Missionen üblichen Sprachen besitzt und dieselben mit dem nötigen Bedarf an Büchern versieht. 
Der neueste Katalog zählt 218 Nummern auf. 90 kommen auf meist lateinische abgefasste theologische, kanonistische, asketische, philosophische Handbücher, 80 auf chinesische Werke: Übersetzungen, neue Auflagen und Bearbeitungen älterer und neuerer Werke (ca. 20 Nummern tragen das bekannte S.J.), Lehr- und Schulbücher, literarische Sammelwerke u. dgl., 50 Nummern endlich auf annamitische, malayische, koreanische, japanische, kambodschanische, tibetanische u.a. Werke und Schriften; der Rest umfasst die notwendigen kirchlichen Ritualbücher, Formularien u.dgl. – Auf Hongkong ist endlich auch seit 1847 die Generalprokur der Genossenschaft mit zwei Filialen in Singapur (seit 1857) und in Schanghai (seit 1864).


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Sonntag, 27. Oktober 2013

Tod des „hervorragendsten Priesters des amerikanischen Westens“

P. Albert Lacombe O.M.I. (1827-1916)

Am 18. Dezember 1916 starb in dem von ihm gegründeten Greisenheim von Midnapore (Bistum Calgary) P. Albert Lacombe O.MI. im Alter von 87 Jahren, der Apostel der Kris und Schwarzfußindianer, Verfasser mehrerer wertvoller Werke in der Kri- und Sauteuxsprache (z.B. Krigrammatik, Wörterbuch und Neues Testament), einer der bedeutendsten Bahnbrecher für die Kolonisation des so rasch aufblühenden Westkanada, „sicherlich der hervorragendste Priester des amerikanischen Westens“, wie Erzbischof Ireland ihn nannte. 

In St. Albert, wo P. Lacombe 1861 auf der stillen Prärie sein einsames hölzernes Missionskirchlein für seine noch frei umherschweifenden Rothäute und 1862 die erste Brücke und Schule des kanadischen Westens baute, fand der große Tote unter größter Anteilnahme aller Klassen der kirchlich und völkisch so bunt gemischten Bevölkerung seine letzte Ruhestätte. Auf einem Extrazug hatte die Bahnverwaltung die Leiche von Midnapore dahin überführt.


(Aus: die katholischen Missionen, 1919)

Statue von P. Lacombe in St. Albert (Quelle: WinterforceE229)

Verfolgung der Jesuiten – vom heiligen Ignatius erfleht


Der selige Martyrer Miguel Pro S.J. war als junger Jesuit auch von der Verfolgung betroffen. Er musste in die USA übersiedeln.

Wie schon so oft haben auch jetzt wieder die politischen Wirren und Kämpfe in Mexiko sich gegen die katholische Kirche gewandt. Nach einer brieflichen Mitteilung des P. Orvañanos S.J. ist in ganz Mexiko eine heftige Verfolgung der Gesellschaft Jesu ausgebrochen: etwa 6 Jesuiten sind im Gefängnis, 30 müssen Sträflingsarbeit beim Bahnbau tun, die übrigen mussten flüchten. Verfolgung und Schmähung hatte Ignatius für seine Gesellschaft vom Himmel erfleht als Zeichen des göttlichen Wohlgefallens. Auch das Jubeljahr der Gesellschaft Jesu sollte nicht enden ohne eine Verfolgung.

(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Samstag, 26. Oktober 2013

Wieder ein Katholikentag bei den Indianern

Fort Peck, das am Zusammenfluss des Yellowstone mit dem Missouri liegt, sah vergangenen Sommer den ersten Katholikentag der Assiniboines-Indianer. Die verschiedensten Stämme: Sioux, Cheyenne, Dickbäuche, Mandans und Arickarees hatten ihre Vertreter entsandt. Etwa 1500 Gäste beherbergten die Assiniboines in ihrer Reservation. Eine vielsprachige Indianerversammlung, vereint zum lauten, freudigen Bekenntnis des katholischen Glaubens!

Die Anwesenheit von Bischof Wehrle O.S.B. und vieler Schwarzröcke erhöhte die Festfreude der Rothäute. Eine Abordnung Indianer mit ihrer Musikbande an der Spitze holte den Bischof am Bahnhof ab. Die übrigen, Männer, Frauen und Kinder, erwarteten ihn bei der Kirche mit ihren Bruderschafts- und Kongregationsfahnen. Das Pontifikalamt am Sonntag wurde im Freien zelebriert. Ein Sioux spielte die Orgel, und der Indianerchor sang die Messe getreu nach den Rubriken und voll erhebender Andacht.

Die große Versammlung am Nachmittag tagte ebenfalls unter freiem Himmel. Die englische Ansprache des Bischofs wurde von einem Dolmetscher in die Siouxsprache übersetzt. P. Sialm S.J. fesselte die Indianer mit seiner phantasievollen Schilderung des Kreuzes als des Zeichens eines wahren Christen, und die Worte des P. Straßmayer O.S.B. in der klangvollen Siouxsprache entzündeten heilige Begeisterung für den katholischen Glauben.

Großen Eindruck machte die Rede des Indianers James Garfield. Als er zu sprechen begann, waren seine Bewegungen etwas befangen; Angst malte sich in seine Züge. Aber bald kam der Redner in ihm hervor. In seinen Augen leuchtete das Feuer seiner Seele und seine Stimme zitterte vor Erregung. Die Angst war verschwunden, er dachte nur noch an die Freude des Kongresses, der die Erfüllung seiner Gebete und die erste Frucht seines Eifers war.

Wenn man am Schluss der Tagung einem Indianer wie James Garfield die Hand zum Abschied drückte, fühlte man etwas von der Glaubenskraft des Urchristentums, so meinte ein Teilnehmer des Kongresses.

Auch die Chippewa-Indianer in Minnesota sind dem Beispiel ihrer Stammesbrüder gefolgt. Ungefähr zur gleichen Zeit hielten sie in Cass Lake ihre erste Katholikenversammlung. Der vor kurzem geweihte erste Chippewa-Priester sang das feierliche Hochamt. Die im Freien abgehaltenen Versammlungen berieten u.a. über das Wiederaufleben des Anihinabe Enamiad, einer Indianerzeitung, die vor einigen Jahren eingegangen war.

Hoffen wir, dass die entgegenstehenden Schwierigkeiten sich bald heben lassen, und dass dieser erste Katholikentag für die Chippewas und Assiniboines sich ebenso segensreich gestalte wie seine Vorgänger für die vielen anderen Indianer.


(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Eine Zeitschrift für den koreanischen Klerus


St. Andreas Kim Taegon, Koreas erster Priester (Märtyrer)


P. Guinand aus dem Pariser Missionsseminar schreibt aus Ryong-San bei Seoul:

„Vor einem Jahr haben wir eine Zeitschrift für unseren einheimischen Klerus gegründet. Sie erscheint jeden Monat und hat folgende Rubriken:

1. Nachrichten aus Rom
2. Religiöse Nachrichten über die gesamte Weltkirche
3. Nachrichte über die zwei Apostol. Vikariate Koreas
4. Nachrichten aus dem koreanischen Priesterseminar vom heiligsten Herzen zu Seoul
5. Vier oder fünf Predigtskizzen
6. Geschichte und Widerlegung der hauptsächlichsten Häresien
7. Nachrichten über wissenschaftliche Entdeckungen und andere Ereignisse, die für den koreanischen Klerus von besonderem Interesse sind
8. Antworten auf die von den Lesern eingesandten Fragen über die verschiedensten Fächer
9. Eine monatliche Preisausgabe.“

Leider müssen die Blätter durch einen gewöhnlichen Vervielfältigungsapparat hergestellt werden. Wer hilft zur Anschaffung einer kleinen Druckmaschine, um die überaus wichtige Monatsschrift den eifrigen koreanischen Priestern angenehm und anregend zu gestalten?


(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Dienstag, 22. Oktober 2013

Klage der Missionäre gegen freimaurerische Kolonialbeamte


Seit Jahr und Tag sind die katholischen Missionäre in Belgisch-Kongo den gemeinsten Verdächtigungen und niederträchtigen Quälereien der meist freimaurerischen Beamten ausgesetzt. 

Gegen Schluss des vergangenen Jahres richtete der Apostol. Vikar V. Roelens von Ober-Kongo eine ausführliche Beschwerde an den Kolonialminister Renkin, erhielt jedoch eine Antwort, die von einem geradezu verhängnisvollen Optimismus zeugte und darin gipfelte, doch ja die Beschwerden nicht unter das große Publikum zu bringen. 

Nunmehr erfolgte am 1. März dieses Jahres eine Erklärung an den Kolonialminister, die von allen Missionsoberen in Belgisch-Kongo, die Benediktiner von Katanga ausgenommen, unterzeichnet ist. Darin verwahren sie sich vorerst gegen die Unterstellung, als ob sie persönlich gegen den Minister selber vorgehen wollten, weisen aber entschieden dessen Ansicht zurück, als drehten sich die Klagen der Missionäre über die Beamten nur um Kleinigkeiten. Dann geben sie folgende Erklärung ab:

    1. Die Unterzeichneten stehen solidarisch verbunden zusammen. Die Klagen des einen sind die Klagen des anderen.

    2. Diese Solidarität soll umso kräftiger betont werden, als die Missionen sich einem fest gefügten Freimaurerbunde, dem hohe Beamte angehören, gegenübergestellt sehen. Gegen diesen Bund verlangen sie Schutz.

    3. Die Unterzeichneten enthüllen das Ziel ihrer Feinde, die Bevölkerung den Missionären abspenstig zu machen. Dieses suchen die Freimaurer zu erreichen, indem sie die Ehre der Missionäre planmäßig in den Kot ziehen.

    4. Sie erheben Protest gegen die Art und Weise, wie die Untersuchungen angestellt werden und verlangen unparteiische Richter.

Ob diese Erklärung etwas nützen wird? Der Obere der belgischen Jesuiten hat bereits im Ernst daran gedacht, seine Leute zurückzuziehen und auf ein ergiebigeres Arbeitsfeld zu schicken. Im Ausland versteht man schon lange nicht mehr, wie ein katholischer Minister die Kolonialverwaltung hauptsächlich in die Hand von Freimaurern, den geschworenen Feinden der katholischen Missionäre, legen konnte. 

Beginnt man, ernsten Zweifel an seiner wahren inneren Gesinnung zu hegen, so hat Herr Renkin sich das selber zuzuschreiben. Das System des Schweigens und Duldens können die Missionäre nicht länger weiterführen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Montag, 21. Oktober 2013

Heidnische Grausamkeit gegen Aussätzige



Die Zeitungen brachten bereits die kurze Nachricht von der abscheulichen Niedermetzelung von 39 Aussätzigen durch die Behörde von Nanning in China. Nunmehr liegen mehrere Briefe von Missionären über die grausige Tat vor. 

„Der Schreckenstag“, heißt es in einem Brief vom 10. Januar an die „katholischen Missionen“, „war der 14. Dezember. Die Niedermetzelung geschah auf Anstiften des Adels und auf Befehl des Präsidenten der Provinz Kuangsi. Bei Anbruch des Tages umzingelten über 100 Soldaten den Ort außerhalb der Stadt Nanning, wo die unglücklichen Aussätzigen zusammenwohnten. Niemand konnte entweichen. 
Wie eine Herde Tiere wurden sie hinausgetrieben auf das Manöverfeld der Soldaten, wo sorgfältig eine Grube hergerichtet war. Auf dem Boden der Grube lag eine dichte Schicht Holz; eine Leiter führte hinunter. 
Ein Unglücklicher nach dem anderen musste die Leiter hinabsteigen; die Frauen waren sogar gezwungen, ihre Kinder mitzunehmen. Als alle in der Grube waren, erscholl das Kommando: ‚Cha!‘  - ‚Töte!‘ Die Gewehre knatterten, Schreckensrufe erfüllten die Luft. 
Dann wurde Petroleum auf die noch zuckenden Körper gegossen, und bald kündigte eine Feuergarbe an, dass Adel und Gelehrte den Sieg davongetragen hatten.“

Diese grausame Tat erscheint umso entsetzlicher, als die katholische Mission sich seit Jahren der verstoßenen Leute angenommen hatte. 
„Seit etwa 8 Jahren“, schreibt Bischof Ducoeur, „unterstützten wir die Aussätzigen, die einen Kilometer von den Vorstädten Nannings entfernt ein Leben der Verachtung und des größten Elends führten. Im verflossenen Jahr kaufte ich ein Grundstück und begann mit dem Bau eines Aussätzigenheimes. Die Handelsleute versprachen mir ihre Hilfe, und ich hoffte, es sei eine Kleinigkeit, von der Verwaltung die Erlaubnis zur Eröffnung dieser Stätte der Barmherzigkeit zu erlangen. Aber eines Tages erhielt ich ein Schreiben, dessen kurzer Sinn war: ‚Die Europäer sollen ihre Finger von den Aussätzigen lassen; wir werden selber eine Aussätzigenanstalt bauen.‘

Und bald darauf war auf Plakaten an den Stadttoren zu lesen: ‚Die Aussätzigen sind ein vom Himmel verworfenes Geschlecht. Es ist gottlos, sie zu unterstützen. Warum unnütz Geld verschwenden? Der Präsident von Kuangsi weiß nicht, woher das Geld zur Ernährung seiner Soldaten nehmen; die katholische Mission täte besser daran, der Regierung zu Hilfe zu kommen.‘

Diese aufreizenden Worte beunruhigten uns. Wir machten dem Präsidenten einen Besuch und legten Fürbitte für die Aussätzigen ein. Der hohe Herr lobte unseren edlen Sinn, billigte unsere Pläne und versprach sogar seine Hilfe zur Errichtung eines neuen Aussätzigenheimes in größerer Entfernung vor der Stadt. Einige Tage später schickte er den Stadtpräfekten zu uns, und auch dieser zeigte sich unserem Vorhaben äußerst gewogen.

Voll Vertrauen schauten wir in die Zukunft; da brachte man uns plötzlich die kaum glaubliche Nachricht: ‚Alle Aussätzigen sind niedergemacht.‘ Die Beamten hatten nur ein frevelhaftes Spiel mit uns getrieben.
Und was jetzt? Die Menschenjagd ist noch nicht zu Ende. Eben erst wieder wurde ein aussätziger junger Mann in seiner Familie ergriffen, auf das Manöverfeld geschleppt, erschossen und verbrannt.

Die Regierung ist stolz auf ihre Tat. In einer Proklamation heißt es: ‚Die Aussätzigen begehen abscheuliche Verbrechen und sind von allen gefürchtet. Sie benutzten ihre Krankheit, um Geld zu erpressen. 
Ich habe ihre Schandtaten dem Präsidenten gemeldet, und dieser gab Befehl, alle Aussätzigen umzubringen. Ich habe gehorcht, und nun sind wir für immer von ihnen befreit. Der allgemeinen Zustimmung des Volkes bin ich sicher.‘

Die Regierung von Nanning befindet sich im Irrtum. Sie hat sich das Zeugnis ausgestellt, dass sie noch tief in niederen Instinkten steckt und noch weit von jeder wahren Zivilisation ist. Wie sticht diese Tat
doch ab von der barmherzigen Liebe der katholischen Missionäre und Schwestern!“

(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Sonntag, 20. Oktober 2013

Armes Kirchlein zwischen prächtigen Heidentempeln


„Muzalffarpur“, schreibt uns P. Joseph O.F.M.Cap., „ist die bedeutendste Hindustadt in der Apostol. Präfektur Bettiah. 
Sie zählt 50.000 Einwohner und ist der Sitz vieler reicher Herrschaften. Schwere Hindutürme, worin hässliche Götzengestalten stehen, überragen die Stadt, leichte Kuppeln und Türmchen von Göttertempeln leuchten durch das Grün schlanker Palmen und spiegeln sich in heiligen Teichen, in denen Tausende sich baden.
Von hohen Minaretts prunkvoller Moscheen tönen die Gebetsrufe der Muselmänner. Eine englische Kirche öffnet ihr Tor den Anhänger des Protestantismus. 
Aber kein Glockenton vom Turme eines katholischen Gotteshauses klingt über die Stadt, um die 80 Gläubigen der wahren Kirche Christi zum Gottesdienst zu laden.

Was ist das katholische Gotteshaus in dieser reichen Stadt? Ein armseliges Gelass. Da saß ich eines Abends mutterseelenallein in dem Kapellenzimmerlein und schaute in die indische Nacht. Auf einmal fing es an, sich allerorten zu regen. Unter Tisch und Stuhl hüpften Kröten, Unken quakten in den Ecken, Fliegen und Käfer, Wespen und Bienen, Moskitos und Fledermäuse flogen durch den Raum, und am alten Dachgebälk rasselten schwer die fliegenden Hunde. 
Da dachte in unwillkürlich an den Vers des Psalmes, den der Priester beim Lavabo betet: ‚Herr ich liebe deines Hauses Glanz und den Ort deiner Wohnung‘. 

Doppelt schmerzlich fühlte ich den Gegensatz zwischen der Pracht der Tempel zu Ehren scheußlicher Menschengebilde und dem elenden Kämmerlein, mit dem der Herr der Heerscharen sich begnügen soll. 
Aber auch doppelt schmerzlich ging mir das Elend der Heidenwelt zu Herzen. Da ist doch alles hohl und leer; alles tönt herb wie der Klang des Gong, dumpf wie das Muschelhorn an den heiligen Teichen, spitz und zerreißend wie die kurzen Schläge der Metallinstrumente, die eben ertönten.

Man braucht kein Missionär zu sein, um zu verstehen, wie meine Wünsche nach einem würdigen Kirchlein in dieser Stadt gingen. Von Herzen empfahl ich das Anliegen demjenigen, der mich in dieses Heidenland gesandt, damit ich die frohe Botschaft verkünde. Gott sei Dank, der Grundstein konnte bereits gelegt werden. Wann wird die Stunde schlagen, da das Glöcklein laut jubelnd zum Altar des Gotteslammes lädt? Lieber Leser, du kannst sie rasch herbeiführen.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Samstag, 19. Oktober 2013

Die Maristen bei den Kannibalen in Melanesien (Teil 2)

 
Krieger mit Kanu auf den Salomonen (1895)

Fortsetzung von hier

Nach der Bestattung ihres Bischofs kehrten die Glaubensboten nach Süden zur Insel S. Cristobal zurück; hier versuchten sie, in der Bai von Makira an der Westküste sich niederzulassen. Alles schien gut zu gehen, da fiel als zweiter in der langen Reihe der Opfer der Salomonen P. Crey, ein jugendlicher Missionär, am Fieber. Und nun folgte Schlag auf Schlag. 

Am 20. April 1847 brachen zwei Patres und ein Laienbruder ins Innere auf. Plötzlich wurden sie überfallen und aufgefressen. Kurze Zeit nach der grauenhaften Szene traf der zweite Apostol. Vikar Collomb auf der Insel ein; er veranlasste die übriggebliebenen Missionäre, nach der Insel Woodlark überzusiedeln, wo sich günstigere Aussichten boten. 
Kaum angekommen, raffte das Fieber den Bischof hinweg, ihm folgten noch einige der Patres nach. Es schien, als wäre die Stunde der Bekehrung für die Salomonen noch nicht gekommen. Rom berief die unglücklichen Glaubensboten ab.

Die Priester des eben begründeten Mailänder Missionsseminars boten sich nun an, das verlassene Arbeitsfeld zu übernehmen. Es wartete ihrer das gleiche Los. Nachdem viele Glaubensboten vom Fieber und den Lanzen der Wilden dahingerafft waren, musste der Rest der Missionäre unverrichteter Dinge heimwärts ziehen. Noch 40 Jahre blieben die Salomonsinseln in der tiefen Nacht des Heidentums.

1897 überwies die Propaganda von neuem den Maristen die Inselgruppe, die inzwischen den Herz-Jesu-Missionären zugeteilt war. Sofort wurden zwei Apostol. Präfekturen gebildet; die eine umfasste die nördlichen deutschen Eilande, die andere die englischen im Süden. Da Deutschland einen Teil seiner Inseln an England abtrat, gehört zur Präfektur der nördlichen Salomonen heute deutsches und englisches Gebiet.

Zum ersten Apostol. Präfekten der südlichen Inseln wurde der Apostol. Vikar der Viti-Inseln (Fidschi) ernannt; schon im Mai 1898 gründete er mit drei Missionären eine Station auf der unbewohnten Insel Rua Sura an der Ostseite von Guadalcanal. Mit Forschungsfahrten längs der Küsten begann die Tätigkeit der Glaubensboten. (…) Sehr langsam ging es voran. 

Wiewohl die Zahl der Stationen schnell vermehrt worden war, zählte man 1907 erst 600 Christen, davon war etwa die Hälfte in Missionsschulen erzogen. Auf der Insel Maran konnte man z.B. erst nach fünfjähriger Tätigkeit die erste Taufe spenden. 

Wie viele Opfer diese Erfolge gekostet, lehren die Annalen der Mission mit ihren Berichten von Schiffbrüchen, Überfällen und Krankheiten. In den letzten Jahren geht das Bekehrungswerk schneller von statten. „Von allen Seiten“, so schreibt ein Missionär, „kommen jetzt Gesuche um Priester und Katechisten. Fünf Stationen bestehen auf Guadalcanal, je eine auf S. Cristobal, der berüchtigten Insel Malaita und Neu-Georgien. In Rua, Sura, dem Zentrum der Mission, ist eine Katechistenschule eingerichtet worden, deren 15 Zöglinge uns bald bei der Glaubensverbreitung wertvolle Dienste leisten wollen.“

Im Oktober 1910 erhielt die Mission auch ihre erste Steinkirche in Visale. In Gegenwart des englischen Residenten, eines Protestanten, wurde sie zu Ehren des heiligen Herzens Jesu eingeweiht unter großem Zulauf des Volkes. Da die südlichen Salomonen bereits 1911 2079 getaufte Katholiken zählten und für die Zukunft eine reiche Ernte versprachen, wurden sie 1912 zum Apostol Vikariate erhoben.

Noch langsamer als auf den südlichen Inseln entwickelte sich das Bekehrungswerk auf der nördlichen Gruppe. Zum ersten Apostol. Präfekten wurde 1897 der Apostol. Vikar der Samoa-Inseln, Bischof Broyer, ernannt, der sich alsbald nach Europa begab, um neue Hilfskräfte, namentlich deutsche, zu holen. Mit den Patres Estienne, Flaus und Englert sowie einigen samoanischen Katechisten gründete er 1899 auf dem kleinen Eiland Poporag, das zu der Shortlandgruppe gehört, die erste Station. 

Schon im folgenden Jahr wurden diese und alle Inseln südlich von Bougainville von Deutschland an England abgetreten. Die Missionäre entschlossen sich, fürs erste alle Kräfte auf die beiden deutschen Inseln zu verwenden. Doch ließen sie Poporag als Zentralstelle bestehen. Die Errichtung weiterer Stationen verzögerte das unerwartete Hinscheiden mehrerer Missionäre. 1901 entstand auf Bougainville am Meeresufer bei einer dicht bevölkerten Ebene die Station Kieta. 

Kaum begründet, musste man sie zeitweilig wegen der Überfälle der Wilden, bei denen zwei Kinder ermordet wurden, verlassen. 1904 kaum Buin hinzu; hier zwang der Tod des Missionärs zu vorübergehender Aufgabe. 1907 entstand dann Koromira und 1910 die ersten Station auf der Insel Buka.
Auch auf den nördlichen Salomonen war zunächst an Bekehrung der Erwachsenen nicht zu denken. Unter unsäglichen Mühen zogen die Missionäre auf ihrem Schiff längs der Insel und suchten gegen Geschenke Kinder für die Schulen der Patres und Schwestern zu werben. 

Auch heute bilden die Schulen noch immer den wichtigsten Teil der Arbeit, wenn auch durch den Einfluss der Glaubensboten und der Bekehrten sich bereits ein Umschwung in den rohen Sitten bemerkbar macht. Wie langsam das Werk der Glaubensverbreitung vorangeht, zeigt die Tatsache, dass Poporag 1903 erst 9 getaufte Jünglinge und 14 Mädchen aufwies. Angesichts solcher Umstände wird man es zu würdigen wissen, wenn die ganze Präfektur 1911 schon 740 Katholiken zählte; auf den 5 Stationen widmen sich gegenwärtig 12 Missionäre, 5 Brüder und 9 Schwestern dem Bekehrungswerk. Die Schulen werden von 257 Kindern besucht. Gegen 100.000 Heiden, wo von etwa 70.000 auf deutschen Inseln leben, warten auf den nördlichen Salomonen noch der frohen Botschaft.


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Dienstag, 15. Oktober 2013

Die Maristen bei den Kannibalen in Melanesien (Teil 1)





Im Jahre 1844 schlug für die Salomonsinseln die Gnadenstunde nach der langen Nacht der Barbarei und des Heidentums. Im Juli dieses Jahres schuf Gregor XVI. das Doppelvikariat von Melanesien und Mikronesien. Zu Melanesien gehörten Neuguinea, der Bismarckarchipel, Neupommern und die Salomonen. Mikronesien sollte im Norden die Marianen, im Osten die Gilbert- und Marshallinseln und im Westen die Karolinen umfassen. 

Schon am 1. Dezember des folgenden Jahres erschien vor den Salomonen der bescheidene Zweimaster, der den ersten Apostol. Vikar des weiten Missiongebiets, den edlen Bischof Jean-Baptiste Epalle, und die ersten Glaubensboten, 7 Patres und 6 Brüder aus der Gesellschaft Mariens, brachte. Vor den Augen der Missionäre lag die schöne Insel S. Cristobal, die südlichste der ganzen Gruppe. Von dem Verdeck ihres Schiffes grüßten sei das liebliche Eiland. 

In heiliger Begeisterung stimmten sie das Ave Maris stella an, während der Bischof schweigend einige geweihte Medaillen in die Wogen warf. Da S. Cristobal nicht günstig für die Missionsgründung gelegen war, fuhren die Glaubensboten weiter, um einen mehr im Mittelpunkt der Inseln befindlichen Platz zu suchen. 

Nachdem man einige Tage lang in einem kleinen Boot die Ufer untersucht hatte, entschied sich der Apostol. Vikar, ans Land zu gehen. Es war der 16. Dezember, als Bischof Epalle mit 2 Missionären und 4 Seeleuten das Segelschiff verließ. Dem Seemann, der ihn fragte, wohin er das kleine Landungsboot steuern solle, rief er entschlossen zu: „Sofort auf die Hütten los.“

Schon hält der Kahn am Gestade und verschwinden die mutigen Glaubensboten im Gebüsch. Da auf einmal gegen 10 Uhr knallen Schüsse, die Missionäre fliehen zum Boot, ein Laufen, ein Schießen, und in aller Hast fahren sie zum Zweimaster zurück. Was war geschehen? Aufs Schiff hinauf schafft man zuerst den Bischof, blutüberströmt, halbentkleidet. Von fünf Wunden klafft sein Haupt, das Gehirn ist sichtbar. 

Allen voran hatte er sich den Häusern der Eingeborenen genähert, als plötzlich die Wilden aus dem Dickicht hervorbrachen und losschlugen. Zum Tode getroffen, lag er am Boden, während die seinen im ersten Schrecken zum Kahne zurückeilten. Erst dort bemerkte man die Abwesenheit des Apostol. Vikars. Unverzüglich sprang ein Pater wieder ans Land. Mit den Gewehren trieben die Matrosen die Wilden fort, die schon daran waren, den sterbenden Bischof zu entkleiden. 
Mit übermenschlicher Kraft raffte der Priester den Kirchenfürsten auf und eilte zurück zum Schifflein, während die Insulaner tobten. Doch ehe diese eintrafen, war das Boot vom Ufer abgestoßen.

Drei Tage dauerte der Todeskampf des kühnen Missionsbischofs. Am 19. Dezember 1845 hauchte er seine edle Seele aus, der erste Märtyrer der Salomonen.

Am Abend des blutigen Tages hieß es, der Schiffskapitän wolle mit seinen Geschützen und Gewehren die Bluttat rächen; da erhielt er einen Brief, den alle Missionäre unterzeichnet hatten. 

Herr Kapitän, wir kennen zwar nicht die Motive, die Sie bewegen, das Landungsboot noch einmal an das Ufer zu schicken, wo unser Bischof zum Tode getroffen ward, doch glauben wir öffentlich aussprechen zu müssen, dass wir keine Vergeltung wünschen; denn Rache wäre ganz dem Geiste unserer Sendung entgegen. Wir wollen nur Opfer und Frieden.


Nahe bei der Stelle wo er gefallen, beschlossen die Glaubensboten, ihren Bischof beizusetzen. Nachts feierten sie an Bord des Schiffes den Gottesdienst, dann gruben sie auf dem Eiland das Grab und senkten den Märtyrer dort hinab. Ein kleiner Grabstein mit einer Inschrift wurde darauf gelegt, dann deckte man alles mit dem feinen Sand des Meeres zu. 

Mehr als 50 Jahre später fanden seine Mitbrüder, die damals aufs Neue in die Mission zurückkehrten, hier die ehrwürdigen Überreste wieder. Am Schädel waren noch die Spuren der tödlichen Streitaxt zu erkennen. Brustkreuz, zwei Medaillen und Stücke des Rosenkranzes waren noch vorhanden. Jetzt schmückt ein einfaches Grabmal die Stelle, wo einer der ersten Maristen und Apostel Ozeaniens seine Ruhestätte gefunden.

(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Fortsetzung hier

Montag, 14. Oktober 2013

Die stillen Helden an der heimatlichen Missionsfront — Vierzig Jahre im Dienst der armen Heidenkinder



Am 20. Dezember 1913 beging der kleine Ort Unter-Olberndorf in Niederösterreich ein eigenartiges Fest. Nach Schluss der nachmittägigen Segensandacht überreichte der Pfarrer Otto Kozlik einem schlichten Pfarrkinde, Fräulein Barbara Steibl (siehe Bild), ein Diplom und eine Sammelbüchse in Gestalt eines knienden Negerknaben. Diese Gabe, gewidmet von einem ausgedehnten Bekanntenkreis, sollte zur Erinnerung dienen an eine vierzigjährige unermüdliche und selbstlose Sammeltätigkeit für den Kindheit-Jesu-Verein.

In seiner Ansprache hob der Pfarrer, wie das zu diesem seltenen Jubiläum herausgegebene Gedenkblatt berichtet, hervor, welch ein undankbares, aber umso verdienstvolleres apostolisches Werk das Gabensammeln für wohltätige Zwecke sei. 
Die Jubilarin habe sich in ihrem unverwüstlichen Humor nie abschrecken lassen. Sie habe das Beispiel des hl. Klemens Hofbauer nachgeahmt und eine günstigere Stunde und Gelegenheit genutzt, um nach erlittener persönlicher Kränkung für die armen Heidenkinder eine Gabe zu erflehen. 
Dann erzählte der Pfarrer, wie die Jubilarin durch ihre Lieblingslektüre, die katholischen Missionszeitschriften, zur Linderung der Not in den Heidenländern angetrieben worden sei, „all ihre freie Zeit, ihre Belesenheit, Beredsamkeit und Erzählkunst in den Dienst der armen Heiden und in den letzten Jahren auch des Bonifatiusvereins zu stellen und im Laufe von 40 Jahren eine hübsche Summe zusammengebracht habe“.

In einem Schreiben an die „Katholischen Missionen“ berichtet der Herr Pfarrer noch folgendes über die eifrige Missionsmutter. „Fräulein Barbara Steibl steht nunmehr im 69. Lebensjahre. Dreißig lange Jahre hat sie durch schwere Arbeit ihren Lebensunterhalt verdient. Hervorragend an ihr ist die große Verehrung für den geistlichen Stand. Gelegentlich der eben hier abgehaltenen Mission kannte sie keine größere Freude und Ehre, als den Herren Missionären die Schuhe zu putzen. Sie ersehnt sich für ihre alten Jahre kein anderes Glück, als in einem Kloster oder geistlichen Hause ihre Lebenstage beschließen zu dürfen.“

Die „Katholischen Missionen“ schließen sich dem Wunsch der feiernden Gemeinde an, es möge der Jubilarin vergönnt sein, noch viele Jahre in gleicher Rüstigkeit wie bisher für die Heidenmissionen zu wirken.


(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

Sonntag, 13. Oktober 2013

Heidenkinder und das „heutige“ Verständnis von Taufe und Limbus

Gestern bin ich beim Googeln auf ein trauriges Beispiel dafür gestoßen, wie weit das Verständnis der Katholiken für ihren Glauben verloren gegangen ist. 

Der Artikel auf der Seite der Kölner Pfarrei St. Severin ist ein Musterbeispiel dafür, wie leicht Katholiken zugunsten einer Äußerung aus Rom, in diesem Falle nicht einmal vom Heiligen Vater oder einem Kardinal, die Tradition über Bord werfen. Das Thema des Artikels ist das „heutige“ und das frühere Taufverständnis, wobei sich auf das Dokument der Internationalen Theologenkommission aus dem Jahr 2007 zum Thema Limbus berufen wird, um eine herausgezögerte Taufe zu rechtfertigen. 

Als Antwort auf diesen Artikel habe ich folgenden Brief verfasst:


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Bestürzung habe ich den Artikel „Da kommt ja mein kleines Heidenkind...“ auf Ihrer Website gelesen. Auf wenig überzeugende Weise wird hier eine (hypothetische?) Großmutter belehrt, dass ihr Glaube veraltet ist. Leider ist der Irrtum auf der Seite des (wiederum hypothetischen?) Enkels. Denn zunächst einmal ist die „Verlautbarung des Vatikans“ kein lehramtlich bindendes Dokument, sondern nur eine theologische Untersuchung.

Diesem nicht bindenden Dokument steht das von der Kirche unfehlbar verkündete Dogma entgegen, dass die Seelen, die im Stand der Erbsünde aus dem Leben scheiden, von der beseligenden Anschauung Gottes ausgeschlossen sind (siehe Ludwig Ott, Grundriss der katholischen Dogmatik, S. 138). Papst Pius VI. hat in seiner Konstitution Auctorum fidei die Behauptung verurteilt, der Limbus sei ein „pelagianisches Märchen“. Er bezeichnete diese als „falsch, leichtfertig und gegenüber den katholischen Schulen ungerecht.“ Auch die Kirchenväter Gregor von Nazianz und Augustinus lehrten das Konzept des Limbus.

Für „B.“ spricht nur ein theologisches Dokument, das keinen Katholiken zum Glauben verpflichtet. Auf der anderen Seite wurde in früherer Zeit gelehrt, dass die Herauszögerung der Taufe ohne Grund (und ein für alle passender Termin ist sicherlich kein Grund) nicht von Schuld freizusprechen ist. Dies lehrt der römische Katechismus nach den Beschlüssen des Konzils von Trient (Zweites Hauptstück, Punkt 34), und auch moraltheologische Werke wie die von Jone-Adelman oder P. Thomas Slater S.J. geben an, dass bei einer längeren Herauszögerung der Taufe sich die Eltern einer Todsünde schuldig machen. Denn auch „Johannes“ könnte plötzlich sterben, auch wenn er jetzt „kerngesund“ scheint.

Nur weil etwas heute nicht mehr gelehrt wird, heißt es nicht, dass es überkommen ist. Und selbst wenn der Limbus an sich nie dogmatisiert wurde, heißt auch dies noch lange nicht, dass Katholiken sich über diese Lehre, die Teil der Tradition ist, einfach hinwegsetzen können.

Bitte nehmen Sie diesen Artikel von Ihrem Internetauftritt, zum Heile der Seelen der Kinder von Eltern, die sich dadurch beruhigen lassen, dass sie ihre Kinder noch nicht so bald taufen müssen und dadurch Gefahr laufen, dass diese dann tatsächlich nicht in den Himmel kommen, wenn sie plötzlich sterben. Genauso zum Heile der Seelen solcher Eltern und schließlich auch zum Heil Ihrer eigenen, damit Gott nicht bei seinem gerechten Gericht einmal gegen Sie anführt, dass wegen dieses Artikels Seelen verloren gingen.

Gottes Segen,

Konstantin


Würde man die Aussagen des Artikels von St. Severin auf die Tauftätigkeit der Missionare und Katechisten anwenden, die zum Teil unter größten Opfern und unter dem Einsatz des eigenen Lebens (hier, hierhier, und hier, um nur einige Beispiele zu nennen) noch nicht getauften Heidenkindern das Sakrament der Wiedergeburt spendeten, dann müsste man wohl sagen, dass dies alles vollkommen unnütz war. Dies war aber, wie die Kirche immer gelehrt hat, nicht der Fall. 

Ich möchte meine verehrten Leser bitten, am Glauben der Väter festzuhalten und sich in den heutigen Zeiten nicht irre machen zu lassen und möglichst selbst für den wahren Glauben einzutreten, je nachdem, wie es die eigenen Fähigkeiten erlauben. Denn die Glaubensverteidigung ist Pflicht eines jeden Katholiken.

Samstag, 12. Oktober 2013

Missionseifer unter Kindern


In einer Erziehungsanstalt Süddeutschlands, wo der Missionseifer in schönster Blüte steht, erhielt die Vorsteherin von einer kleinen Schülerin folgendes Brieflein, das wir genau nach dem Original wiedergeben:

„Liebe Frau Vorsteherin! Es tut mir leid, dass ich Ihnen auf so schlechtem Papier schreibe und nicht einmal ein Kuvert dazu habe; nämlich ich habe den Brief in sehr großer Eile geschrieben. Bitte, liebe, gute Frau Vorsteherin!
Ich bitte Sie, möchten Sie doch so gut sein und mir erlauben, dass ich jeden Sonntag die Pensionärinnen um einen oder zwei Pfennige bitte für die Missionen. Es wird bald ein kleines Sümmchen zusammen; dann kann ich es Ihnen mit Freuden geben, und Sie können es in die Mission schicken, wenn Sie wieder ein Heidenkind kaufen (d.h. aus der Sklaverei freikaufen).

Es bittet Sie darum recht inständig und von ganzem Herzen Ihre dankbare E…

Nachschrift: O, bitte erlauben Sie es, es ist ein sehr gutes Werk, Gott hat Wohlgefallen daran. O bitte!“


Die Vorsteherin setzte keinen Widerstand entgegen, und heute besteht der „Pfennigverein“ in der Anstalt.

(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

Dienstag, 8. Oktober 2013

Junge zu Papst Pius X.: „Ich will Missionar werden“



Als ich nach einer Audienz beim Heiligen Vater Papst Pius X., so erzählte vor einiger Zeit ein französischer Bischof, den Petersplatz überschritt, begegnete mir eine Gruppe von Knaben, die eine Pilgerfahrt nach Rom machten. Während ich mit dem Präses einige Worte wechselte, bemerkte ich, wie ein kleiner Knabe sichtlich Anstrengung machte, sich mir zu nähern, aber von seinem Präfekten zurückgehalten wurden. 

„Lassen Sie den Kleinen doch zu mir!“ rief ich dem Präfekten zu. Der Kleine, etwa 10 Jahre alt, kam zutraulich heran. „Nun, was wünschst du von mir?“ fragte ich und legte die Hand auf seinen Lockenkopf. In seinen Augen las ich, dass er mir sein Geheimnis nur ins Ohr flüstern wolle. So beugte ich mich zu ihm nieder.

 „Hochwürdigster Herr, ist es wahr, können Sie den Heiligen Vater besuchen und sprechen“ – „Gewiss“ – „Ach, ich möchte dem Papst gern eine Bitte vortragen.“ – „Und die wäre?“ – „Er möge den lieben Gott bitten, dass ich Missionär werde, wenn ich einmal groß bin.“ Ich glaubte nicht recht verstanden zu haben und ließ ihn deshalb seine Bitte wiederholen. Doch nein, ich hatte recht gehört.
Am anderen Tage erzählte ich dem Papst dieses Erlebnis. 
Er blieb einige Augenblicke in sich versunken; dann sagte er mir mit der ihm eigenen Güte: 
„Dieses Kind muss ich sehen. Bringen Sie es morgen nach meiner heiligen Messe zu mir. Erkundigen Sie sich, bitte, auch über seine Familie und Verhältnisse.“ 
Ich hatte diese Frage vorausgesehen und konnte daher gleich antworten: „Es ist ein Waisenkind, eine entfernte Verwandte sorgt für den Knaben...:“ – „ich werde mich seiner annehmen. Sagen Sie meinem Sekretär, er solle mich daran erinnern.“

Am anderen Morgen erschien ich mit dem Kleinen im Vatikan. Der Papst empfing uns gleich nach seiner heiligen Messe in seinem Oratorium. Der Heilige Vater nahm den Knaben bei der Hand. 

„Also ist es dir wirklich ernst?“ fragte er mit mildem Tone, „du willst später Missionär werden?“ – „Ja, Heiliger Vater!“ – „Aber, lieber Kleiner, hast du dir das auch gut überlegt, was ich da für dich von Gott erbitten soll? Das bedeutet der Welt absterben.“ –„Ich will Missionär werden!“ klang es fest und bestimmt zurück. – „Aber hast du auch daran gedacht, wie schön das Leben ist, und das, worum du bittest, heißt mehr als sterben, das bedeutet vielleicht den Martertod.“ – „Ich will Missionär werden.“

Der Heilige Vater warf mir einen schmerzlich-freudigen Blick zu. „Komm“, sagte er dann und führte ihn zu seinem Betschemel. Sie knieten beide nieder, und während er auf die Stirn des Knaben das Zeichen des Kreuzes machte, betete Christi Stellvertreter über ihn:
„So sei denn Gottes Segen mit dir für jetzt und in jener Zukunft, die du dir erbittest, auf dass in der Stunde der Gefahr Gott mit dir sei und deine Leiden abkürze.“

Dann wurde es stille in der Kapelle. Nichts war zu hören als das leise, schmerzbewegte Gebet des Heiligen Vaters. Auch ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. – Nur der junge Missionär weinte nicht.


(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Montag, 7. Oktober 2013

Die Karmeliter der syro-malabarischen Kirche – Carmelites of Mary Immaculate

Der selige Kuriakose Elias Chavara T.O.C.D.,  Gründer der Carmelites of Mary Immaculate

P. Simon Stock, ein indischer Karmelit vom syrischen Ritus, schickt uns über die Genossenschaft, der er angehört, folgende Mitteilung: „Vor gut 80 Jahren legten zwei heiligmäßige indische Priester der Malabarküste den Grund zu einer Karmeliterkongregation des syrischen Ritus. Als Zweck bezeichneten sie nicht nur Selbstheiligung, sondern vor allem Arbeit am Seelenheile des Nächsten, namentlich unter der Heidenbevölkerung. Die Bischöfe nahmen sich der Genossenschaft voll Eifer an, und im Jahre 1906 wurde sie endgültig vom Heiligen Stuhl bestätigt. Die Kongregation zählt gegenwärtig 7 Priorate und 4 Vikariatklöster mit 45 Aspiranten und 155 Mitgliedern, wovon 75 Professpriester, 35 Professkleriker, 10 Chornovizen und 35 Laienbrüder. Die Hauptstudienanstalt für den jungen Nachwuchs befindet sich in Mangalore, wo die Kleriker die philosophischen und theologischen Vorlesungen im Priesterseminar der italienischen Jesuiten hören. In den letzten drei bis vier Jahren haben die Patres nicht weniger als 9000 Seelen dem Glauben gewonnen.“

Diesen kurzen Angaben dürfen wir hinzufügen, dass nach Zeugnis des Apostol. Delegaten, Erzbischof Zaleski, und des Bischofs Perini S.J. von Mangalore der beste Geist diese religiöse Genossenschaft beseelt. Besäßen die Patres mehr Mittel zur Errichtung ausreichender Studienanstalten, so könnte hier eine vorzügliche Pflanzschule zur Heranbildung einheimischer Priester geschaffen werden. Der Weltkrieg hat die Aufmerksamkeit wieder in besonderer Weise auf das Problem des einheimischen Klerus (Anm.: sprich der geringen Zahl eines solchen) gewannt; eine kräftige Unterstützung der syro-malabarischen Karmeliter trüge sicher zur Lösung der Frage in Vorderindien bei.


(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Sonntag, 6. Oktober 2013

Te Bibira Moa — Bibelübersetzung ins Tahitianische


P. Tourvieille aus der Picpusgesellschaft berichtet, dass die Katholiken von Tahiti bald eine vollständige Übersetzung der Heiligen Schrift in der Hand haben werden. Seit etwa einem Vierteljahrhundert haben die Missionäre gearbeitet, um das Werk fertigzustellen, und P. Tourvieille weilt bereits über ein Jahr in Belgien, um den Druck zu überwachen. Der Band wird etwa 36.000 Verse auf 1600 Seiten enthalten.

(Aus: die katholischen Missionen, 1915)


Ein weiteres Argument gegen das angebliche Sprachverbot auf den Marquesas.

Samstag, 5. Oktober 2013

Ein eifriger Bischof gründet einen Verein zur Bekehrung der Heiden


Im April 1913 rief der deutsche Bischof Heinrich Döring S.J. zu Poona in Vorderindien einen Verein ins Leben zur Bekehrung der Heiden seiner Diözese. Ausgehend von dem Gedanken, dass alle Katholiken des Landes zur Mitarbeit am Apostolate unter der heidnischen Bevölkerung herangezogen werden müssten, um so deren Interesse für das große Werk der Seelenrettung zu wecken, schuf der Bischof eine Organisation, der auch die Armen leicht beitreten konnten.

Mitglied des Vereins wird jeder, der täglich drei ‚Gegrüßet seist du, Maria‘ zur Bekehrung der Heiden betet und monatlich einen halben Anna, etwa 5 Pfennige, zahlt. So oft ein Mitglied drei Ave Maria betet, kann es 100 Tage Ablass gewinnen. Ein vollkommener Ablass kann am Feste der Unbefleckten Empfängnis, des hl. Joseph und des hl. Franz Xaver oder während der Oktav dieser Feste unter den gewöhnlichen Bedingungen gewonnen werden.


Der Verein fand in der Diözese eine sehr warme Aufnahme, und selbst Stationen wie Rahata, die erst jüngst gegründet wurden, trugen freudig ihr Scherflein bei. Das erste Jahr brachte 590 Rupies und 2 Annas, etwa 803 Mark, ein. Dieser schöne Anfang lässt eine gute Zukunft erhoffen und beweist, dass die Eingeborenen die Idee des Apostolats unter ihren Stammesgenossen wohl zu erfassen wissen und praktisch ins Werk zu setzen verstehen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Freitag, 4. Oktober 2013

Die Franziskaner im peruanischen Dschungel

Schon bald nach der Enzyklika Pius X. (Lacrimabili statu, lesenswert) vom 7. Juni 1912 über das traurige Los der Indianer im Putamayogebiet zogen englische Franziskaner nach den tiefsten Urwäldern Perus, um sich der bedrängten Eingeborenen anzunehmen.

 In einem Berichte an den Generalminister des Ordens legt der Missionsobere P. Leo Sambrook die Schwierigkeiten des Unternehmens dar. Er führt als hauptsächlichste an den Mangel an Indianerkolonien, die Verschiedenheit der Sprachen, da die 9.000 Indianer nicht weniger als sieben Idiome sprächen, und die gewaltige Abneigung vor allem, was europäische und christliche Kultur bedeute.
Von den Erwachsenen, meint der Obere, sei kaum etwas zu erwarten; man müsse mit den Kindern den Anfang machen. Aber auch hier könne man nur auf äußerst langsame Fortschritte rechnen. Der Familienzuwachs sei gering, die Kindersterblichkeit aber groß, und außerdem wollten die Väter nichts von einer Taufe ihrer Kinder wissen, da diese ihnen nur Unheil brächte.

Im Gebiete von La Chorrera, das die dichteste Indianerbevölkerung besitzt, gründeten die Franziskaner eine Schule, um allmählich die Jugend zu gewinnen. Heute zählt sie etwa 40 Kinder. Eine zweite Station gründeten die Patres im Bezirk Esmeralda, wo sich eine kleine Kolonie von 300 Indianern befindet. Die Hauptaufgabe der Missionäre besteht einstweilen darin, das Land zu erforschen, mit den scheuen Wilden Beziehungen anzuknüpfen, ihre Sitten und Gebräuche zu studieren und sich deren Sprache anzueignen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Ein fanatischer Hindu und Katholikenverfolger bekehrt sich

Kirche des St. Joseph's College, Tiruchirappali (Trichinopoly) (Quelle: vishwaant avk)

„Gott ruft, wen er will“, schreibt P. Lacombe, der Vater der kleinen Brahmanenkolonie zu Trichinopoly in Vorderindien, „das haben wir wieder zu Beginn des Jahres 1914 erfahren. Eines Tages wurde mir mitgeteilt, dass ein kranker Brahmane einen Pater zu sprechen wünsche. Ich begab mich sofort auf den Weg. 


Sobald der Kranke mich bemerkte, rief er laut: ‚Pater, Pater, ich habe Sie rufen lassen. Kennen Sie mich nicht mehr? Ich bin K. Vaidianaden, ein alter Schüler des St. Josephs-Kollegs, das ich von 1895 bis 1901 besucht habe. Ich war in der Klasse von G. Vaidhianatra Ayer, dem berühmten Konvertiten aus der Brahmanenkaste.

Die Züge kamen mir bekannt vor, und ich erinnerte mich noch, dass der Schüler einen schlechten Eindruck auf mich gemacht hatte. Das war alles, was ich mir ins Gedächtnis zurückrufen konnte. ‚Gut‘, erwiderte ich, ‚was wollen Sie denn?‘ – ‚Pater‘, sagte er, ‚seit zwei Jahren leide ich an der Milz, und eine Besserung scheint ausgeschlossen. Ich möchte aber nicht im Unfrieden mit Gott sterben. 
Viele Sünden bedrücken mein Gewissen; bitte, spenden Sie mir die Taufe vor dem Tode, damit ich Verzeihung erlange.‘ Und dann begann er, mir sein Leben zu erzählen. 

‚Im Jahre 1895‘, sagte er, ‚als die ersten Brahmanenbekehrungen sich ereigneten, geriet ich in Wut und schwor, kein Mittel unversucht zu lassen, um der Bewegung Einhalt zu tun. Ich trat in die ‚Religiöse Vereinigung der Hindus“ ein, eine Gesellschaft, die eigens gegründet war, um die Bekehrungen zu verhindern und die Schüler des St. Josephs-Kollegs auszuspüren, die irgendwie Hinneigung zur katholischen Religion verrieten. 
Viel Lästerliches habe ich gegen die Missionäre vorgebracht und mehr als einen Schüler abgehalten, mit den Patres in nähere Berührung zu kommen. 

Als im Jahre 1900 mein Kamerad C.B. Sankaran vor der Taufe stand, war ich es, der dessen Familie davon benachrichtigte und seine Gefangennahme bewerkstelligte: Sobald er in unserer Gewalt war, gab ich den Rat, ihm Fesseln an die Füße zu legen; auch war ich unter denjenigen, die ihn nach dem Süden abführten. Seitdem nun die katholische Religion mir die einzig wahre zu sein scheint, empfinde ich die heftigsten Gewissensbisse über diese Tat.‘

„Zum Glück konnte ich den Kranken trösten mit der Nachricht, dass Sankaran und seine Frau längst getauft seien und las gute Katholiken in Topu Mariä lebten. 
Dann forschte ich, wie er denn zu dem Entschluss gekommen sei, die so gehasste katholische Lehre anzunehmen. 

‚Das will ich Ihnen kurz erzählen, Pater‘, antwortete er. ‚Nach Beendigung meiner Studien erhielt ich eine Anstellung an der Eisenbahn. Ich kam durch ganz Indien, selbst nach Kaschmir, und musste sechs neue Sprachen lernen. Wiederholt erhielt ich einen Posten in fieberverseuchten Gegenden, und da bekam ich das Milzleiden. Während dieser 13 bis 14 Jahre musste ich unwillkürlich mich mit religiösen Gedanken beschäftigen. Die Eindrücke, die ich im St. Josephs-Kolleg durch die Brahmanenbekehrungen empfangen hatte, saßen zu tief. Besonders war mir der Übertritt meines Professors G Vaidhianatra nahe gegangen. 

Ich wollte mir Klarheit verschaffen, die Wahrheit des Hinduismus beweisen und den Unsinn der katholischen Lehre klarlegen. So kaufte ich mir eine Unmenge heidnischer Bücher und studierte und grübelte. Aber anstatt den Frieden zu finden, wurde mein Geist immer verwirrter. 

Die philosophischen Systeme der Hindus standen sich vielfach schroff gegenüber, und schließlich wusste ich nicht mehr wo aus und wo ein. Ich legte Priestern (wohl Hindupriestern) und Gelehrten meine Zweifel vor, fand aber hier die gleiche Verwirrung. 

Eines Tages nun, es war zu Hubli, fragte mich einer der Bahnangestellten, ein Katholik aus Goa, weshalb ich immer so traurig sei. Ich sagte ihm offen den Grund. Voll Liebe und Zuvorkommenheit verschaffte mir mein Kamerad mehrere katholische Broschüren, und da war es mir, als ginge ein Licht in meiner Seele auf. Ich begriff, dass ich die Wahrheit gefunden hatte, und wollte gleich katholisch werden. Da kam die Krankheit dazwischen. Nun danke ich dem Himmel, dass ich hier in einem Spital bei Schwestern bin und Sie getroffen habe.‘

„Diese schlichte Erzählung hatte mich tief gerührt, und ich versprach dem Kranken, ihm ein treuer Freund sein zu wollen. Bei meiner Rückkehr ins Kolleg war die Freude groß, und die beiden Brahmanen, G Vaidhianatra und Sankaran, machten dem Kranken sofort einen Besuch. 

Das Wiedersehen war sehr rührend. Sobald dieser seinen ehemaligen Schulkameraden, den er so schwer verfolgt hatte, erblickte, fiel er ihm zu Füßen, küsste sie und sagte: ‚Erlaube, dass ich jene Füße küsse, die ich in Fesseln legen ließ. Verzeihe mir und bete für mich.‘

„Die Ruhe und das Glück, die der Kranke gefunden hatte, übten auf seinen Körper den besten Einfluss aus, und bald konnte er das Spital verlassen. Er zog mit seinem ansehnlichen Mobiliar in das Haus von Sankaran und erhielt bald darauf die heilige Taufe. 

Der Konvertit, der 33 Jahre zählt, hat nur noch einen Wunsch, es möchten seine zwei Kinder – seine Frau und zwei Kinder sind gestorben – ebenfalls den Frieden in der katholischen Kirche finden.“


(aus: die katholischen Missionen, 1915)